Die Entsperrung von Smartphones oder Computern mit dem eigenen Fingerabdruck gehört bereits fest zu unserem Alltag. Wie wäre es, wenn sich mit Hilfe von Tattoos Geräte entsperren lassen oder gar Daten aus unserem Körper erfasst und kabellos übertragen werden können? Ist das nur eine schräge Utopie?
Schon vor einigen Jahren wurden “digitale Tattoos” zum Thema: Das Motorola “Moto X” liess sich mit Hilfe eines digitalen Tattoos, einem Sticker mit Kupferelementen, entsperren. Die Kosten waren überschaubar und man konnte sich somit das Entriegeln des Smartphones auf herkömmlichem Weg sparen. Laut Hersteller war ein Tattoo etwa fünf Tage nutzbar – abhängig unter anderem vom eigenen Waschrhythmus und Hauttyp. Demzufolge war diese Lösung auf Dauer etwas kostspielig, liess sich jedoch im Gegensatz zu einem echten Tattoo wieder spurlos entfernen. Das Produkt setzte sich daher nie richtig durch. Schon bald kamen Gadgets wie die Apple Watch auf den Markt.
Die Vernetzung der Körper mit elektronischen Tattoos vorantreiben
Die Japaner tüfteln jedoch mittlerweile an elektronischen Tattoos, die viel mehr können, als ein Smartphone entsperren. Mit ihnen wird die Haut zur Schnittstelle für die digitale Welt.
E-Tattoo mit aufgesetzter LED © TAKAO SOMEYA GROUP, UNIVERSITY OF TOKYO
Die „zweite Haut“ kommt dabei in allen möglichen künstlichen oder naturidentischen – auf jeden Fall faltenfreien und angeblich kaum spürbaren – Variationen daher. Der absolute Hit sind hautenge, vollelektronische Erweiterungen, die der Haut endlich auch den direkten Anschluss an die digitale Revolution ermöglichen. Hightech-Tattoos etwa, wie sie japanische Wissenschaftler von der University of Tokyo in der Zeitschrift „Nature Nanotechnology“ vorgestellt haben.
Doch wozu sollen diese Tattoos dienen? Mit Halbleiter-Elementen und E-Skin-Sensoren sollen möglichst viele Vitaldaten aus unserem Körper erfasst und kabellos übertragen werden.
Auch in den USA wird getüftelt
Derweil entwickeln Microsoft zusammen mit dem MIT Interface-Tattoos: Die elektrisch leitenden Tätowierungen könnten sich in der Zukunft als Steuerung für elektronische Geräte, Informationsspeicher oder auch als Display nutzen lassen. Das vom MIT vorgestellte Konzept soll preiswerte und ästhetisch ansprechende leitende Tattoos ermöglichen. Kernstück der sogenannten Duoskin-Tattoos ist Blattgold, das als leitendes Material auf die Haut aufgetragen wird. Die gewünschte Tattoo-Form wird aus herkömmlichem Tattoo-Papier ausgeschnitten, mit Blattgold belegt und auf die Haut aufgetragen. Das Tattoo bleibt temporär. Auf diese Weise können die Wissenschaftler beispielsweise Touchpads, Schieberegler oder Buttons umsetzen, über die Nutzer beispielsweise Musik Player oder andere Programme und elektronische Geräte steuern können. Für die Übertragung der Steuersignale nutzen die Forscher eine Arduino-Platine, die mit der Tätowierung über dünne Drähte verbunden ist.
Ein Duoskin-Tattoo, das als Slide-Regler genutzt werden kann (Bild über MIT Media Lab)
Mit diesen Möglichkeiten wird «Human meets digital» also schon bald zur Realität.