Die Automobilbranche steht vor einem Umbruch. Auch wenn heute noch ein Grossteil der Autos mit Benzin oder Diesel angetrieben und selbst gefahren werden, könnte sich das bald ändern. Automobilhersteller blicken einem sich verändernden Wettbewerb entgegen.
Plötzlich konkurriert und kollaboriert man mit Technologie-Riesen wie Apple und Google. Was bedeutet es, wenn das Auto der Zukunft alleine denkt und lenkt? Was bedeutet das für uns Menschen, wenn die Autos der Zukunft keine Lenkräder und Pedalen haben und plötzlich der Computer zum Fahrer wird? Welche Vorteile wird das Auto der Zukunft bieten und welche neuen Gefahren und Probleme ergeben sich? Hier einige Gedanken.
Stell dir einmal vor: Du hast gerade einen strengen Arbeitstag hinter dir. Du setzt dich in dein Auto, legst die Beine hoch und liest gemütlich die Zeitung – ein Glas Rotwein darf natürlich auch nicht fehlen. Das Radio spielt klassische Musik. Du sitzt nicht etwa auf der Rückbank, sondern vorne links – da, wo vor wenigen Jahren noch das Steuerrad war, dort lagerst du jetzt komfortabel deine Füsse hoch. Nach dem Kulturteil hast du genug, die Zeitung wandert zur Seite und es ist Zeit für ein Nickerchen. Während das Auto über die Landstrasse gleitet, springt ein Reh wie aus nichts aus dem Unterholz. Kein Problem; das Auto kommuniziert nämlich nicht nur mit den anderen Fahrzeugen, sondern auch mit der Umgebung. Sanft bremst der Wagen ab, denn eine Schrecksekunde kennt der smarte Bordcomputer nicht. Während du noch in deinen Träumen bist, setzt es den nach Hause weg fort.
Zu Hause angekommen bist du wunderbar erholt und machst dich ans Kochen. Den Autoschlüssel gibst du den den 14-jährigen Zwillingen, die in der nächsten Stadt ins Kino wollen – auch Sie sind jetzt mobil, denn am Steuer sitzt ja der Computer. Auf dem Weg ins Kino haben die zwei praktischen keinen Stau, denn das Auto wählt autonom stets den schnellsten Weg, Unfälle werden vermieden.
Welche neuen Probleme ergeben sich durch das autonome Fahren?
Zwar kennt der Computer weder Müdigkeit noch Trunkenheit und überschätzt sich auch nicht selbst, doch ein Fehler im System kann über Leben und Tod entscheiden. Wer haftet, wenn der Mensch die Kontrolle an den Computer abgibt und weder lenkt noch bremst? Wenn die Sensoren, das Reh nicht erkennen, dass über die Strasse rennt, dein Auto einen Totalschaden erleidet, und du und das Reh tödlich verletzt werdet? Soll dann der Autohersteller oder der Besitzer haften, obwohl er gar keinen Einfluss auf die Situation hat?
Die Fragen gehen über die Haftung hinaus und betreffen auch die Ethik. Es könnten Situationen eintreten, in denen selbst das vollautomatisierte Auto einen Unfall nicht verhindern kann. Kann in diesem Kontext ein Computer ethisch entscheiden, welcher Schaden als am geringsten zu bemessen ist? Sollte sich das autonome Automobil also für die Kollision mit einem anderen Auto entscheiden und einer Menschenmenge ausweichen? Der Mensch wird in solchen Situationen von seinem Instinkt geleitet, das Auto mit künstlicher Intelligenz bedarf dagegen Programmierung. Diese Zukunftsvision wirft auch Fragen des Datenschutzes auf. Das Auto weiss, wie schnell der Fahrer auf welcher Strecke unterwegs ist. Wer darf diese sensiblen Daten sehen und nutzen?
Die Gefahren sind ernst zu nehmen, jedoch nicht unlösbar. Auch wenn das Auto der Zukunft nicht über einen menschlichen Instinkt verfügt, wird es in der Lage sein von Situationen zu lernen und durch jeden gefahrenen Kilometer noch sicherer zu werden. Durch Kommunikation mit der Umwelt und den Bordcomputern aller anderen Autos werden immer mehr Informationen gesammelt, die es erlauben das System noch genauer, fehlerfreier und vernetzter zu machen. Auch Fragen des Datenschutzes können gelöst werden. Durch einen Dialog von Autoherstellern, Öffentlichkeit und Institutionen des Rechts kann das gesellschaftliche Interesse gewahrt und gesetzlich verankert werden. Alles in Allem wird klar: Die schier endlosen Chancen und Vorteile überwiegen und es gibt Anlass sich auf die Zukunft zu freuen.