Am Sonntag 22.10.2017 war es wieder so weit. Sieben der weltbesten Segelteams stachen in der spanischen Hafenstadt Alicante in die See. Sie alle wollen die prestigeträchtigste aller Segelregattas gewinnen. Am Volvo Ocean Race kommt es zum Kräftemessen der Seefahrer.
“Wind und Wellen sind immer auf der Seite des besseren Seefahrers.”
Edward Gibbon, 1737 – 1794
Das Volvo Ocean ist einer der toughesten Teamwettkämpfe in der Weltgeschichte. Mit einer Crew von je acht bis zehn Mann liefern sich die Teams einen wahren Yachten-Marathon rund um den Globus. Die Route führt von Alicante, über Lissabon, Kapstadt, Melbourne, Hong Kong, Guangzhou, Auckland, Itajai, Newport, Cardiff, Göteborg und endet im holländischen Den Haag. Gestartet wird jeweils Mitte Oktober in der noch spätsommerlichen Atmosphäre Südeuropas und stellt Körper und Geist der Athleten während ganzen acht Monaten auf die Probe. Die Teams müssen den Kräften und Launen der Natur trotzen. Von der erbarmungslosen Kälte an der Südspitze Patagoniens bis zu Stürmen im Pazifik und Atlantik bleiben die Crews von nichts verschont. Wellenhöhen von 30m und Windgeschwindigkeiten von bis zu 110km/h machen die Regatta so berüchtigt.
Der prestigeträchtige Wettkampf findet seit 1973 alle vier und seit 2006 alle drei Jahre statt. Nicht nur die Zyklen der Austragungen haben sich über die Jahre gewandelt. Die einstige Ausgleichs-Regatten, bei denen verschiedene Bootsklassen teilnahmen, ist in eine “one design era” übergegangen, in der mehr denn je Teamwork, Fähigkeiten und Einsatz der Crews zählen und so über den Titel entscheiden. Zeiten werden also nicht mehr nach Bootsklassen bereinigt. Für jede Etappe gibt es eine Punktewertung. Die höchste Punktzahl gewinnt.
Die hightech Boote, die am 13. Volvo Ocean Race zum Einsatz kommen, verbinden Design mit Ingenieurskunst. Die Volvo Ocean 65 Class hat eine Rumpflänge von 20.37m, wiegt 12,500kg und alleine das Hauptsegel hat eine enorme Fläche von 163m2. Die Vereinheitlichung der Boote hat unter anderem auch den Vorteile, dass die Instandhaltung nun an einem Ort geschehen kann und so Ersatzteile, Equipment und nicht zuletzt das notwendige Wissen zentralisiert werden können. The Boatyard macht möglich, dass die Spezialistenarbeit der Instandhaltung bei jedem der Stopps von der Öffentlichkeit besucht werden kann.
Design und Performance dieser Hochseeboliden bedeutet aber auch riesige Einbussen beim Komfort. Privatsphäre und Entspannung sucht man während dem über 45’000-Seemeilen-Rennen vergeblich. Essen, schlafen und Kraft tanken muss oft in kürzester Zeit erfolgen.eschlafen wird nicht etwa in komfortablen Schiffskajüten. Nicht etwa komfortable Kajüten wie bei Kreuzfahrtschiffen, sondern karge Rohrkojen bilden den Rückzugsort. Die Boote verfügen über eine Entsalzungsanlage und zum Kochen steht einzig ein Wasserkocher zur Verfügung. Leben auf engstem Raum, gepaart mit Stress und Müdigkeit sorgt dafür, dass der Wettkampf um die Trophäe nicht zuletzt eine psychische Herkulesaufgabe ist.