Ein Beitrag aus der Serie „Volvo Classics Söndag“.
Mit wilden Rallye-Schlachten bringt man uns ja jetzt nicht wirklich in Verbindung. Und der Volvo PV544, auch liebevoll «Buckel» genannt, der in seiner stärksten Version «Sport» aus dem 1,8-Liter-Vierzylinder 95 PS schöpfte, galt auch nicht gerade als grosser Sportwagen.
Doch sie waren zuverlässig und sehr stabil, die Volvo PV544. Und es gewinnt ja nicht der Schnellste, sondern der, der zuerst ins Ziel kommt. Und so kam es, dass wir mit dem PV544 fast die Rallye Monte Carlo gewannen. Wobei dieses «fast» dann auch wieder relativ ist.
Es muss dazu zuerst so ein bisschen die Geschichte der Baronin Ewy Rosqvist-von Korff erzählt sein. Geboren am 3. August 1929 in der Nähe von Malmö, kam sie fast zwangsläufig zum Rallyesport, denn sie musste jeden Tag rund 200 Kilometer durch die schwedischen Wälder zu ihrem Arbeitsort fahren.
Die Rallye-Europa-Meisterin im Volvo PV544
Ihre Renn-Karriere begann sie dann Ende 50er Jahre bei Volvo Cars. Und sie war dann auch so richtig erfolgreich – 1959, 1960 und 1961 wurde sie Rallye-Europa-Meisterin bei den Damen (und das gegen starke Konkurrenz wie Pat Moss).
1962 wurde sie von Mercedes-Benz verpflichtet und gewann den Grossen Strassenpreis von Argentinien, eine 4’624 Kilometer lange Rallye, bei der sie sämtliche sechs Etappen für sich entschied und am Schluss mehr als drei Stunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten hatte (der übrigens einen Volvo fuhr). Und nein, das war kein Nasenbohrer-Anlass, Rosqvist trat unter anderem gegen Eugen Böhringer auf einem Mercedes 300 SE an. 1965 beendete Rosqvist ihre Karriere, nachdem sie den damaligen Verantwortlichen der Daimler-Benz-Sportabteilung, Baron Alexander von Korff, geheiratet hatte.
Doch wir wollten ja eigentlich die Geschichte erzählen, wie Rosqvist fast die Monte gewann. Sie fuhr am 20. Januar 1962 mit der Startnummer 340 und grossen Hoffnungen in Oslo los. Doch dann gab es kaum Schnee, dafür Probleme mit der Beifahrerin – ausserdem waren so ziemlich alle anderen Fahrzeuge schneller. Und so kam es, dass Rosqvist dann nur fast gewann, sie wurde im Gesamtklassement 202., auch bei der «Coupe des Dames» kam sie nicht einmal aufs Podium (es gewann dort ihre ewige Konkurrentin Pat Moss auf einem Morris-Cooper). Gesamtsieger der Monte wurde 1962 übrigens ein anderes schwedisches Duo, Carlsson/Haggbom siegten auf einem Saab 96.
Der Volvo PV544, mit dem Rosqvist 1962 die Rallye Monte Carlo bestritten hatte, wurde im vergangenen Jahr in Paris für EUR 47’680 versteigert.
Und kürzlich ist in West Winfield im Bundestaat New York ein erstaunlich gut erhaltenes Modell aufgetaucht. Dieses stand gemäss Angaben des Verkäufers fast 30 Jahre in einer Scheune, wo es auf seine Restauration wartete.
Weitere Modelle aus unserer bewegten Geschichte gibt es jeweils am «Volvo Classic Söndag» hier auf dem Volvo-Blog.
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