Ein Beitrag aus der Serie “Volvo Classics Söndag”
Auch mit Schweden ging es in den 50er Jahren aufwärts. Nicht ganz so steil wie im deutschen Wirtschaftswunder, aber immerhin.
Das Automobil war auch in Skandinavien ein Statussymbol. Man war schon jemand, wenn man zum Beispiel einen Volvo PV445 Duett fuhr. Doch es gab auch noch Menschen mit etwas mehr Geld, die mussten sich damals in den USA bedienen – und wir dachten damals ernsthaft darüber nach, für diese Kundschaft ein entsprechendes Fahrzeug auf den Markt zu bringen, damit für sie der Weg über den Teich nicht mehr nötig war.
Zumal sich ein solches Modell ja auch in den Vereinigten Staaten hätte verkaufen lassen können. Also konstruierten wir einmal einen Achtzylinder-Motor mit 3,6 Liter Hubraum, der es auf 120 PS brachte. Und das war eine ganz neue Sphäre für uns.
Und rund um diesen Motor – der seine Kraft über eine dänische Automatik an die Hinterräder abgab – entwarf das neu gegründete Design-Department ein Fahrzeug, das 1950 durchaus modern wirkte. Verantwortlicher Designer war der damals erst 20-jährige Jan Wilsgaard, der später auch den Entwurf des Volvo ESC Viking Coggiola, den wir hier kürzlich potraitierten, sowie Klassiker wie den Volvo P120 Amazon und den Volvo 140 formte.
Er hatte damals noch nicht einmal die Kunsthochschule abgeschlossen, geschweige denn schon einmal etwas mit Design zu tun gehabt hatte. Doch sein Entwurf mit der Coupé-haften Dachlinie und der riesigen Fronthaube (die Kotflügel öffneten sich gleich mit) fand in unserer Chefetage und darüber hinaus so viel Gefallen, dass noch 1950 tatsächlich ein fahrbares Exemplar gebaut wurde. Das dann auch während vielen Jahren für Chauffeurdienste eingesetzt wurde – und heute in unserem Volvo-Museum in Göteborg steht.
Sein Name ist etwas aussergewöhnlich: Philip. Das hat damit zu tun, dass bei uns in Schweden jeder Tag einen Namen hat – und wir neuen Projekten gerne den Namen gaben, an denen sie gestartet wurden. Es gab also auch Oskar, Moses oder Bertil, die kamen aber leider nie über das Entwicklungsstadium hinaus. Philip kam ja auch nicht weit, sein als B8B bezeichneter Achtzylinder-Motor hingegen schon, er war die Basis für einen neuen Lastwagen und wurde auch bei Penta als Bootsmotor verwendet.