Schweden ist gar nicht so weit weg wie man denkt. Es beginnt gleich hinter der Schweizer Grenze, liegt im Bodensee und ist eigentlich das «Blumenschiff» eines Oscar-Gewinners.
Der Frühling steht vor der Tür und mit ihm erwacht die Natur in den prächtigsten Farben. Was also passt besser als ein Ausflug zur Insel Mainau, dem Blumen-Paradies im Bodensee, das bis zum heutigen Tag der aus Schweden stammenden Adelsfamilie Bernadotte gehört. Sie bewohnen den nicht öffentlichen Teil des Barockschlosses.
«Sie ist eine kokette kleine Dame, diese Mainau, die stets und ständig grosse Aufmerksamkeit fordert, noch mehr Liebe und vor allem unaufhörlich neue Kleider», pflegte der im Jahr 2004 verstorbene Graf Lennart Bernadotte gerne über seine Insel zu sagen, die ihm sein Vater, Prinz Wilhelm von Schweden, 1932 zur Verwaltung überliess.
Der damals 23-jährige Lennart lehnte zur gleichen Zeit wegen der Heirat mit einer Bürgerlichen sämtliche Titel sowie die mögliche schwedische Thronfolge ab und liess sich auf dem verwilderten Eiland nieder. Lennart Bernadotte machte sich die überwucherte Insel, inklusive modrigem Schloss, zum neuen Zuhause und erweckte die rund 45 Hektar grosse Mainau aus dem Dornröschenschlaf – bis der Zweite Weltkrieg kam und die Bernadottes nach Schweden flüchteten.
Als Graf Bernadotte die Insel von seinem Vater 1951 ganz übernehmen konnte, steckte er seine ganze Energie in die Neugestaltung der Insel Mainau. Das heisst, nicht ganz: Im selben Jahr produzierte Lennart Bernadotte den Dokumentarfilm «Kon-Tiki» und bekam dafür 1952 einen Oscar.
In den kommenden fünf Jahrzehnten renovierte der visionäre Adlige sämtliche Gebäude, verbesserte die Infrastruktur, vergrösserte die Parkanlage und baute noch mehr Attraktionen für die rund 1,6 Millionen Touristen aus der ganzen Welt, die jährlich die Insel Mainau besuchen. Heute ist die Insel Mainau der Inbegriff einer Blumeninsel; sie beinhaltet eine der grössten Sammlungen von Bäumen, Büschen und Blumen aus der ganzen Welt.
Die gigantische Naturshow startet jeweils im Frühjahr und endet erst wieder im Spätherbst. Am 20. März 2020 beginnt auf der Mainau offiziell das Blumenjahr mit der traditionellen Orchideenschau, an der es rund 3000 Exemplare bzw. 400 verschiedene Sorten zu bewundern gibt. Im Frühling blühen ebenfalls Tulpen, Narzissen und Hyazinthen, die entlang der sogenannten «Frühlingsallee» gedeihen.
Im Juni stehen die Rosen im Zentrum: 30’000 Rosenstöcke bzw. 1200 Sorten blühen und duften im italienischen Rosengarten um die Wette. So muss der Garten Eden riechen! Von September bis Oktober blühen jeweils die 12’000 Dahlien – einfach umwerfend. Daneben gibt es 20 Palmenarten und etwa 1000 Schmetterlinge aus der ganzen Welt zu bestaunen.
Ein Rundgang auf der rund 1 Kilometer grossen Insel ist wie das Eintauchen in eine Märchenwelt mit Zaubergärten, mythischen Parkanlagen, zauberhaften Alleen, herrschaftlichen Barockhäusern und faszinierenden Schmetterlingen.
Titelbild: © iStock.com / MikeFuchslocher