In Schweden ist der 30. April zwar kein offizieller Feiertag, aber an Valborg finden im ganzen Land Frühlingsfeste statt, die mit Reden, Liedern und einem grossen Feuer begangen werden.
Wenn am Abend des letzten Tages im April landauf landab die Chöre traditionelle Lieder über den Frühling anstimmen und der Winter im «Maifeuer» verbrannt wird, weiss in Schweden jedes Kind, dass der Frühling beginnt. Höhepunkt der Walpurgisnacht ist die «Vårtal» – eine inspirierende Frühlingsrede. Diese Ode an die blühende Jahreszeit kann je nach Darbietenden ganz schön heiter ausfallen.
Auf dem Land hat das Maifeuer nicht nur symbolischen Charakter, sondern auch einen funktionalen. Auf dem Maihaufen landet nämlich alles, was sich an brennbarem Gerümpel über den Winter angesammelt hat – von Kartons und altem Holz über Schnittabfälle bis hin zu Sträuchern, Bäumen etc.
Das Maifeuer hat für die Bauern eine weitere Funktion. Weil an Valborg das Vieh wieder auf die Weide gelassen wird, soll das Feuer nicht nur Hexen vertreiben, sondern vor allem Raubtiere. Dazu machen die Landwirte mit Kuhglocken, Schreien, Klatschen oder Gewehrschüssen zusätzlich ordentlich Krach.
Schon im Mittelalter war der 30. April ein wichtiger Stichtag; es war das Ende des Rechnungsjahres. Diesen feierten die Handwerker und Kaufleute in den Städten mit einem «meygrevenfest» – dem Maigrafenfest – einer Art Frühlingskirmes. Auf dem Land wurden an Valborg einst auch die Dorfältesten gewählt und der Beschluss mit Branntwein, Eiern oder Brennesselsuppe besiegelt.
Bis heute ist die Nacht vor dem 1. Mai ein Fest, das man weniger mit der Familie verbringt, sondern eher mit seinem Verein, mit Freunden oder zusammen mit der Studentenverbindung. Dass auf die Walpurgisnacht mit dem 1. Mai ein Feiertag folgt, hat dazu geführt, dass die Festivitäten schon mal länger dauern können. Besonders bei Studentinnen und Studenten sind diese Feiern sehr beliebt, weil sie zu diesem Zeitpunkt die meisten Prüfungen hinter sich haben und das Semesterende naht. Beliebt ist auch das inzwischen legendäre Floss-Rennen «Forsränningen» der naturwissenschaftlich-technischen Fakultäten der Universität Uppsala, an dem Studierende aus dem ganzen Land teilnehmen. Das seit 1975 stattfindende verrückte Bootsrennen musste dieses Jahr abgesagt werden. Aber der nächste Walpurgistag kommt bestimmt.
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