Ein Gastbeitrag des UBER-Fahrers Roland Erichsen.
Wieder einmal führte mich die UBER-App zu einem Zürcher Luxushotel, um dort einen Fahrgast aufzunehmen. Vor dem Hotel erwartete mich schon eine elegant gekleidete Dame, die mir zuwinkte und sich so als mein Fahrgast zu erkennen gab.
Ein Hotelpage eilte herbei, um ihr die hintere Wagentür zu öffnen und ihr beim Einsteigen behilflich zu sein. Ihre Kleidung, ihre Ausstrahlung und der Hotelservice verdeutlichten, dass mein Fahrgast offenbar ein «VIP», also eine besondere Persönlichkeit, war.
«Zur Oper, Bühneneingang» gab sie mir als Fahrtziel an, wobei ihr italienischer Akzent nicht zu überhören war. «Pronto» ergänzte sie dann noch und erklärte weiter: «Meine Begleiter sind bereits vorgefahren und ich bin ein bisschen spät». «Ich beeile mich», entgegnete ich und liess meinen Volvo V90 T8 Twin Engine lautlos anfahren.
Wer mochte diese Frau sein?
Auch ein intensiverer Blick in den Rückspiegel brachte mir keine Klarheit. Ich kannte sie nicht. Während ich noch überlegte, ob ich eine meiner bevorzugten Melodien über die Auto-Anlage spielen und gleichzeitig eine meiner Lieblings-Lichtstimmungen für sie einstellen sollte, hörte ich wieder ihre Stimme: «Ein schönes Fahrzeug, schön ruhig und mit Licht wie auf der Bühne. Es inspiriert mich. Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich mich ein wenig warm singe». Im gleichen Moment begann sie, Tonleitern und verschiedene Tonfolgen zu singen, wie es Profisänger und -sängerinnen vor einem Auftritt machen. Das Thema Hintergrund–Musik hatte sich in diesem Moment natürlich erledigt.
Zunächst noch verhalten, dann zunehmend kräftiger, intonierte die Dame eine Stimmübung nach der anderen. Dazwischen erzeugte sie Geräusche – ich möchte sie bewusst nicht «Töne» nennen – die eher an das Gurren von Tauben und an die prustenden Lippenspiele von Kindern erinnerten, und das Ganze in zunehmender Lautstärke.
Eine bekannte Opernsängerin
Inzwischen war mir klar, dass die italienische Dame wohl eine bekannte Opernsängerin sein musste, die sicherlich später ihren Platz nicht im Publikumsbereich, sondern auf der Bühne der Oper einnehmen würde. Und, als wolle sie auch den letzten Zweifel daran zerstreuen, begann sie jetzt, eine bekannte Arie zu singen. Einerseits: für mich als Musikliebhaber wunderbar.
Andererseits schien die Dame völlig vergessen zu haben, dass sie gerade nicht auf der Opernbühne vor 1000 Zuhörern performte, sondern in meinem Volvo V90 T8 Twin Engine.
Ihr Sopran war in der Tat richtig laut!
Instinktiv schnellte meine Hand an den Lautstärkeregler meines Volvo, um das Volumen herunter zu drehen, während mir im gleichen Moment natürlich die Absurdität dieser Handlung bewusst wurde: Hier sang tatsächlich ein Mensch in meinen Wagen. Und der liess sich natürlich nicht per Knopfdruck in der Lautstärke regeln.
Ich hatte als UBER-Fahrer schon oft Erlebnisse mit meinen Fahrgästen, die mit Musik zusammenhingen. In einer früheren Geschichte hatte ich z. B. davon erzählt, wie ich zusammen mit mehreren Gästen lauthals einige der schönsten Lieder im Chor singen durfte. OK, ein «Chor» von vier Sängern in einem PW war sicherlich auch recht laut. Doch «meine» Sopranistin hier im Volvo hätte meinen Chor mühelos übertönt.
Kurz gesagt, obwohl «meine» Opernsängerin sicherlich eine brillante Virtuosin war: Die Lautstärke ihrer «Probe» in meinem Wagen – in einer Entfernung von maximal einem Meter zu meinem Ohr – war definitiv zu laut für mich. Glücklicherweise war unsere Fahrtstrecke nicht allzu weit. Kurz darauf erreichten wir den Bühneneingang des Opernhauses. Dort wurde mein Fahrgast bereits erwartet.
Beim Aussteigen wandte sie sich nochmals an mich
«Ich danke Ihnen für die angenehme Fahrt und für die Möglichkeit, mich einsingen zu können. Das war sehr hilfreich! Jetzt geht’s mir besser». «Mir auch» murmelte ich lächelnd und schaute ihr nach, wie sie mit ihrer Begleitung im Bühneneingang verschwand.
Und genoss danach wieder die Stille in meinem Volvo V90 T8 Twin Engine. ☺
Roland Erichsen hat seine Uber-Erlebnisse in seinem Buch „Über UBER“/ “Driven by Uber” in Deutsch und Englisch veröffentlicht. Das Buch ist in Buchhandlungen und auf amazon erhältlich.
Im Rahmen der Partnerschaft mit Volvo Car Switzerland AG erzählt Roland Erichsen hier im Volvo Blog in regelmässigen Abständen seine spannendsten und unterhaltendsten Geschichten rund um seine UBER-Fahrten.
Titelbild: © iStock.com / eclipseart