Wer Bilder von den Strassen von Pjöngjang, Nordkorea, sieht, entdeckt darauf oft einen oder gleich mehrere Volvo 144. Das bezeichnete ein sowjetischer Diplomat einst als «grösster Autodiebstahl aller Zeiten».
Wie die Schweiz ist auch Schweden ein politisch neutrales Land. So unterhielt der schwedische Staat während des Kalten Krieges Handelsbeziehungen zwischen Ost und West. Unter anderem auch mit Nordkorea, wo Schweden seit 1975 eine Botschaft unterhält.
Die Handelsbeziehung mit der Volksrepublik Nordkorea schien gut zu beginnen. Der Diktator Kim Il-sung, der Nordkorea von 1948 bis zu seinem Tod im Jahr 1994 regierte, bestellte 1974 tausend tannengrüne Volvo 144 GL. Der schwedische Staat bürgte für den Handel.
So verschiffte Volvo tausend nigelnagelneue, gut ausgestattete 144er nach Pjöngjang. Bis zum heutigen Tag sind sie auf den Strassen Pjöngjangs zu sehen. Doch bezahlt wurden sie nie. Seit 46 Jahren schuldet die nordkoreanische Regierung den offenen Betrag dem schwedischen Staat, der als Bürge die Autos finanzierte.
So zuverlässig die Volvo Fahrzeuge bis heute ihren Dienst tun, so hartnäckig ist der schwedische Staat, der zweimal jährlich die nordkoreanische Regierung mahnt. Mittlerweile belaufen sich die Forderungen, inklusive Verzugszinsen und -zinseszinsen auf rund 300 Millionen Franken. Das bedeutet, dass wegen der Schuldzinsen jeder 144 GL etwa 300’000 Franken gekostet hätte. Konjunktiv, wenn sie denn bezahlt würden … So wurde aus der Handelsbeziehung der «grösste Autodiebstahl aller Zeiten», wie ihn einst ein sowjetischer Diplomat bezeichnete.
Quelle Titelbild: © Aftonbladet