Wer an Volvo denkt, dem kommt nicht als erstes ein Pick-up in den Sinn. Und dennoch gab es vom PV444/PV445 zahlreiche Pick-up-Versionen – sogar von Volvo selbst.
Wer im Internet «Volvo Pick-up» googelt, bekommt allerlei tolle von Fans designte Pick-up-Studien zu sehen. Aber das werden sie wohl immer bleiben. Denn Pick-ups gehören nicht zum Modellkonzept von Volvo. Obwohl es Ausnahmen gab. Ende der 1940er-Jahre bis anfangs der 1950er-Jahre gab es nicht wenige Versionen des Volvo PV444 als Pick-up. Der Grund: Ab 1949 lieferte Volvo PV444-Fahrgestelle an unabhängige Karosseriebauer in Schweden und Amerika als Basis für Cabriolets, Lieferwagen, Transporter und Pick-ups. Es florierte gar eine lebhafte Industrie um diese Aufbauten.
Auch Volvo baute zwei Pick-up-Prototypen – auf Impuls des Electrolux-Gründers Axel Wenner Gren, der in Kanada ein gigantisches Kraftwerk-Projekt plante und dafür zuverlässige Pritschenfahrzeuge brauchte. Designer war Rustan Lange, der auf Basis des PV445 Duett zwei Versionen entwickelte. Weil aber das Kraftwerk-Projekt scheiterte, verschwand auch das Pick-up-Projekt in der Versenkung. Und zwar buchstäblich: die beiden Prototypen sind verschollen.
Eigentlich wäre das Pick-up-Konzept kaum erwähnenswert, doch die Vielzahl der Fremd-Aufbauten gab auch den Anstoss zum Bau von Kombis. So war es ein Überschuss an Fahrgestellen, der zur Entwicklung der ersten Kombis führte. Nachdem sich im Frühjahr 1952 rund 1500 Fahrgestelle inklusive Antriebstechnik angesammelt hatten, traf Volvo Mitbegründer Assar Gabrielsson eine weitsichtige Entscheidung: «Wir müssen unseren eigenen Transporter bauen». 1953 lief die Serienproduktion des Volvo PV445 Duett an. Der Rest ist Automobil-Geschichte und stand den exklusiven, bequemen, sicheren und leistungsstarken Volvo Kombis von heute Pate. So ist eigentlich der Ur-Onkel der Volvo Kombis ein Pick-up.
Bilder: © Volvo Archiv
(http://scandicsteel.blogspot.com/2018/12/oldtimer-gab-es-einen-volvo-pick-up.html)