Die Schweiz ist ein Tourismus-Hotspot. In diesem Sommer hat man die einzigartige Chance, die Highlights des Landes exklusiver denn je besuchen zu können. Der heutige Reisetipp: Morcote im Tessin.
Kann ein einziges Dorf so bezaubernd sein? Es kann. Und Morcote wird sogar noch spektakulärer, je höher man steigt. Ob zur Wallfahrtskirche Santa Maria del Sasso oder zu einem der schönsten Gärten der Schweiz, dem Parco Scherrer. Aber eins nach dem anderen.
Morcote sieht aus wie das perfekte Sujet eines 1000-Teile-Puzzles, über dem man stundenlang brüten möchte, um die gesamte Pracht dieses 750-Seelen-Dorfes am Luganersee zu sehen. Das erstmals im Jahr 926 erwähnte Fischerdörfchen hatte seine Blütezeit ab dem späten Mittelalter als grössten Hafen am Luganersee. Davon zeugen noch heute die herrschaftlichen Patrizierhäuser, die Arkaden, die alten Villen mit ihren mediterranen Gärten und die engen Gassen mit den vielen kleinen Handwerksbetrieben, die einst am emsigen Treiben mitverdienten. Hier rollte der Rubel, bis 1848 der Seedamm von Melide eingeweiht wurde und der Hafen an Bedeutung verlor. So konservierte sich die Blütezeit zu einem pittoresken Gemälde zwischen Ufer und Berg. Es wirkt beinahe surreal, ein bisschen so wie eine Maxi-Ausgabe des nahe gelegenen Swiss Miniatur. Doch Morcote ist real und traumhaft. Ob am Ufer zu flanieren – den frischen Seewind im Haar – oder in einem der zahlreichen Grottos Fisch oder Risotto zu essen: Schliesst man die Augen, wähnt man sich in einem weit südlicheren Land. Es knattern die Vespas auf der schmalen Uferstrasse vorbei und die Gerüche aus den Küchen ziehen durch die Gassen und machen die Postkarten-Idylle so lebendig.
Nicht umsonst wird Morcote als «Perle des Ceresio» bezeichnet. Schon lange vor dem Tourismus war Morcote bekannt als Wallfahrtsort. Grund ist die Kirche Santa Maria del Sasso, die im 15. Jahrhundert im Renaissancestil erbaut wurde. Vom Dorfkern mit seinen engen Gässchen steigt man eine Treppe mit rund 400 Stufen zur Wallfahrtskirche hinauf. Der Weg ist gesäumt von sakralen Fragmenten, schönen Brunnen und Kapellen. Oben angekommen bietet sich ein unbeschreibliches Panorama; einer Möwe gleich, die über diesem geweihten Ort ihre Kreise zieht. Auf dem wohl schönsten Friedhof der Welt stehen Grabsteine vieler Künstler, die hier ihren ewigen Frieden fanden. Von dort hat man auch die schönste Aussicht über den Luganersee.
Aus dem einst wichtigen Handelshafen wurde im 20. Jahrhundert immer mehr ein Ort, wo sich Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt inspirieren liessen. Opernsänger, Bühnenstars, Autoren, Maler, Architekten: von Romy Schneider, deren Mutter Magda hier eine Villa hatte, über Peter Alexander bis hin zu Arthur Scherrer, einem Ostschweizer Textilhändler, der 1930 mit seinem mediterranen Parco Scherrer ein florales Vermächtnis hinterliess, das bis heute zu den schönsten Gärten des Landes zählt. Dieser «paradiesische Garten», wie ihn Aga Khan einst nannte, befindet sich am Fuss des Monte Arbostora. Auf den Punkt gebracht hat es die österreichische Zeitung «Der Standard»:
«Der Parco Scherrer, Morcotes mittelalterliche Gassen, der Glanz auf dem Wasser des Luganersees – all das schlägt eine Brücke in die Kindheit, und fortan wird Morcote ein Zauberwort sein, bei dessen Klang die Gesichter derer, die schon einmal dort waren, diesen ganz besonderen Ausdruck annehmen.»
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