Wenn aus Autoschrott ein Freiluftmuseum für Vergänglichkeit entsteht.
Kyrkö Mosse ist ein Moor in Südschweden, das vor allem für eines bekannt ist: den überwucherten Autofriedhof. Abseits der Strasse – in der Nähe der Ortschaft Ryd in Småland – offenbart sich den Besucherinnen und Besuchern ein eindrückliches Bild der Vergänglichkeit, das mittlerweile von der Regierung als kulturhistorisch anerkannt ist.
Bäume, die durch einen britischen Roadster aus den 1950er-Jahre wuchern, Moos, das über einen französischen Ganoven-Wagen aus den 1930er-Jahren wächst oder ein amerikanischer Cruiser, dessen Vorkriegsstahl wie Blätter im Herbst in Zeitlupe zerfällt. Es ist eine bizarre Art von Schönheit, die sich auf Åke Danielssons ehemaliger Autoverwertung bietet. Man schätzt, dass rund 150 Wracks aus den 40er- und 50er-Jahren rumstehen, zudem Fahrräder, Mopeds und vieles mehr. Das älteste Autowrack ist ein Scania von 1933.
Der überwachsene Autofriedhof ist kein offizielles Museum – es kostet kein Eintrittsgeld – weshalb man sich die Wege durch die Autowracks selbst suchen muss. Ausserdem: Die scharfen Kanten der verrosteten Karosserien sind kein Kinderspielplatz. Dafür sind sie sehr beliebte Fotosujets – es sind schon mehrere Bücher über Kyrkö Mosse erschienen sowie unzählige Medienberichte rund um die Welt.
Gedacht war Kyrkö Mosse selbstverständlich nie als Freilichtmuseum für Schrottautos, sondern es war ein Gewerbe, dem der ehemalige Besitzer Åke Danielsson seit den 1960er-Jahren nachging, nachdem sich das Geschäft mit dem Torfstechen seines Moores nicht mehr lohnte. Danielsson verwertete fortan drei Jahrzehnte lang alte Autos oder reparierte sie in seiner kleinen Werkstatt. So sammelte sich über die Jahre eine Menge kaputter Fahrzeuge an, die vom sumpfigen Untergrund allmählich verschluckt wurden. Als Åke Danielsson ins Altersheim kam, gab es keinen Nachfolger, der seinen Betrieb weiterführen wollte. Es fand sich auch kein Käufer. Niemand hatte Interesse, die Kosten für die Entsorgung der Wracks und die Entgiftung des Waldbodens zu übernehmen.
Als Åke Danielsson 1999 starb, war lange Zeit unklar, was mit dem Grundstück im Wald passieren sollte. Es kam zu einem politischen Hin und Her, erst auf lokaler Ebene, dann sogar auf nationaler Ebene. Die Diskussion endete schliesslich mit dem Beschluss, das Waldstück als kulturhistorisch anzuerkennen – zumindest bis 2050. Dann sollten die Schrottautos gänzlich vom Moor verschluckt worden sein. Bis dahin kann dieser Ort frei besucht werden.