Kennst du Gimmelwald? Wahrscheinlich nicht. Dabei ist das autofreie Dorf im Lauterbrunnental in den USA mindestens so berühmt wie St. Moritz, Genf oder Zermatt.
Das Lauterbrunnental im Berner Oberland ist per se eine Reise wert. Das Tal der 72 Wasserfälle ist beeindruckend und Ziel vieler Touristen, die auf das Schilthorn, die kleine Scheidegg, aufs Jungfraujoch oder nach Wengen wollen.
Aber Gimmelwald? Dabei ist Mürrens Nachbardorf, das hoch über dem Lauterbrunnental auf einem Plateau liegt, in den USA so berühmt wie Heidi und Roger Federer.
Grund dafür ist der berühmte amerikanische Reisejournalist Rick Steves. Er hat sich bereits vor Jahrzehnten in das kleine autofreie Dörfchen verliebt und schwärmt in seinem Reiseführer: «Wenn der Himmel nicht das ist, was ich mir vorstelle, schickt mich zurück nach Gimmelwald.» Kein Wunder, bei dieser Aussicht auf das UNESCO Weltnaturerbe Jungfrau Region!
Und da Rick Steves als DIE Instanz für Europa-Reisen gilt, steht Gimmelwald bis heute bei US-Amerikanern auf der To-do-List. Was es dort zu sehen gibt? Die perfekte Alpenidylle: «Dieses verschlafene Dorf hat mehr Viehtröge als Briefkästen. Hier ist es im Sommer so leise, dass Sie die Kühe Grasbüschel zerreissen hören können», schreibt Steves.
Das verkehrsfreie Dorf Gimmelwald entspricht tatsächlich dem Ideal einer Postkarten-Schweiz. Das urchige 100-Seelendorf, an dem die Jahrhunderte spurlos vorbei zogen, ist vor allem die Heimat von 13 Bergbauern sowie einiger Gastbetriebe und Hostels. Es liegt auf rund 1300 Metern Höhe auf einem Hochplateau über dem Lauterbrunnental. «Wenn die Kinder einen Fussball falsch treten, landet er eine Meile tiefer auf dem Boden des Lauterbrunnental», schreibt Rick Steves. Gimmelwald ist autofrei und war bis 1967 nur zu Fuss zu erreichen. Erst mit dem Bau der Schilthornbahn wurde Gimmelwald ans Verkehrsnetz angebunden.
Gemäss Rick Steves ist Gimmelwald der perfekte Ausgangspunkt für wunderschöne Wanderungen und Ausflüge. Zum Beispiel auf den Piz Gloria mit dem Drehrestaurant, das viele aus dem James Bond Klassiker «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» kennen. Oder zum Nachbardorf Mürren, das ebenfalls autofrei ist. Der Lieblingsplatz des Reisejournalisten ist übrigens ein Bänkli oberhalb von Gimmelwald. Poetisch beschreibt er die Aussicht: «Ein schwarzes Felsen-Ballett wird von Kuhglocken und einem fernen Fluss begleitet. Ich sehe über einen pastellfarbenen Teppich aus Goldklee, Glockenblumen, Milchkraut und Gänseblümchen, bin von Schmetterlingen umgeben und werde von einem lebhaften Chor aus Heuschrecken, Bienen und Grillen angefeuert.» Wenn das keine Lust macht, diesen Sommer Gimmelwald zu besuchen.
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