Die Schweiz hat die Jungfrau-Region, die Berner Altstadt und die Stiftsbibliothek des Klosters St. Gallen. Schweden hat Birka, die Hälsing Höfe und das Schloss Drottningholm. Die Rede ist von UNESCO-Welterbestätten, von denen es in Schweden 15 gibt. Wir stellen sie in drei Teilen vor.
1. Schloss Drottningholm
Wo würdest du wohnen wollen, wenn du König oder Königin von Schweden wärst? Natürlich im schönsten Gebäude des Landes. Und dazu zählt zweifelsfrei das Schloss Drottningholm auf der Insel Lovön. Drottningholm wurde im 17. Jahrhundert gebaut und war einst als Sommerschloss der Königsfamilie gedacht. Seit 1981 ist der Südflügel des Schlosses der ständige und private Wohnsitz von König Carl XVI. Gustaf und seiner Ehefrau Silvia. Trotzdem ist das als schwedisches Versailles bekannte Schloss ein öffentliches Museum geblieben. Schloss Drottningholm war übrigens das erste UNESCO-Welterbe Schwedens.
2. Birka und Hovgården
Die Wikinger: Für Mitteleuropäer ein Mythos, für die Schweden Teil ihrer Geschichte. Deshalb sind die zwei benachbarten Inseln Björkö und Adelsön in Schwedens drittgrösstem See, dem Mälaren, als historische Stätten so wichtig. Sie geben Auskunft über das Handelsnetz der Wikinger. Zum Beispiel Birka: Birka war zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert der wichtigste Handelsplatz Skandinaviens. Dort wurde vor allem Eisen, Pelze, Geweihe und Bernstein gehandelt. So entwickelte sich Birka auf Björkö mit bis zu 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern zur ersten Stadt Schwedens – lange bevor es so etwas wie den Schwedischen Staat gab. Auf der Nachbarinsel Adelsön lag der Wohnsitz des Königs: Hovgården. Der König und seine bewaffneten Truppen garantierten die Sicherheit der Kaufleute und deren Handelsschiffe.
3. Hüttenwerk Engelsberg
Schweden und das Element Eisen sind tief miteinander verbunden; so sehr, dass auch Volvo das Symbol für Eisen sogar im Logo trägt. Es verwundert darum nicht, dass ebenfalls eine Eisenhütte zum schwedischen Welterbe zählt. Engelsberg ist nicht irgendeine Eisenhütte, sondern war eine der wichtigsten im ganzen Land. Schon im 17. Jahrhundert entstand hier in der traditionellen Bergbauregion Bergslagen die erste Eisenhütte. Im 18. Jahrhundert galt Engelsberg als eine der modernsten Eisenhütten Europas. In ihrer Glanzzeit standen hier rund 50 Gebäude – vom Hochofen bis zur Branntweinschenke für die Tagelöhner. Mit der zunehmenden Konkurrenz aus dem Ausland zu Beginn des 20. Jahrhunderts musste das Werk 1919 schliessen. Heute ist es ein Ort, an dem ein wichtiges Stück Industriegeschichte erlebbar gemacht wird.
4. Felsritzungen von Tanum
Insgesamt 10’000 Gravuren umfassen die als Felsritzungen von Tanum bekannten Darstellungen frühzeitlichen Lebens. Man schätzt, dass die Felsritzungen rund 3000 Jahre oder älter sein dürften. Erstaunlich auch, dass die Felsplatten direkt am Meeresufer lagen, als die Gravuren entstanden sind. Heute befindet sich der Meeresspiegel 25 bis 30 Meter darunter. Insbesondere sechs Fundstellen wurden 1994 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Alle sechs Stätten (Vitlycke, Aspeberget/Tegneby, Fossum, Litsleby, Gerum und Kalleby) haben mehrere gravierte Felsplatten. In Vitlycke gibt es die grössten und figurenreichsten Felsritzungen. Ein Museum erklärt, was die Darstellungen zu bedeuten haben, die man auf einer Wanderung entdecken kann: Unter anderem sind Gravuren von Schiffen, Personen und Tieren zu sehen, Jagd- und Kampfszenen, aber auch Brautpaare sowie gesellschaftliche Anlässe. Am eindrücklichsten ist das Felsbild bei Fossum mit 130 Figuren in einer zusammenhängenden Komposition.
5. Die Höfe von Hälsingland – Hälsingegårdar
Wie lebte es sich im Schweden des 18. Jahrhunderts? Einen tiefen Einblick in die Kultur und Gesellschaft jener Zeit geben die Höfe von Hälsingland. Heute gibt es noch rund 1000 Hälsinghöfe, die als kulturell wertvoll gelten. Sieben wurden als schwedisches Kulturdenkmal in die Liste der UNESCO aufgenommen. Was die alten Bauernhöfe so besonders macht? Einerseits geht es um die Bautradition – die Konstruktionen der oft grossen Mehrgenerationen-Gebäude sind meist mit reichlichen individuellen Verzierungen ausgeführt wurden: beispielsweise die Dachfüsse, Fensterfutter oder die kunstvollen Hauseingänge. Interessant sind die zum Teil sehr gut erhaltenen Wandgemälde und Tapeten im Inneren der Museumshöfe. Die Motive reichen von biblischen Geschichten über lustige Erzählungen bis hin zu schmucken Verzierungen, die damals in Mode waren.
Titelbild: © Wikipedia / Bjoertvedt / CC BY-SA 3.0