Wem Hotels zu gewöhnlich sind, Camping zu naturnah und normale Ferienwohnungen zu unspektakulär, dem sei «Ferien im Baudenkmal» empfohlen. Dass man mit seinem Urlaub gleichzeitig den Erhalt dieser historischen Objekte sichert, macht den Aufenthalt noch nachhaltiger.
Ferien in der Vergangenheit: ja, das geht! Drei Dutzend Baudenkmäler aus den unterschiedlichsten Epochen können schweizweit als Ferienwohnung oder -haus gemietet werden. Das älteste Gebäude, das Haus Tannen in Morschach, ist fast 700 Jahre alt. Wie alle Objekte wurde es vor dem Abriss gerettet, sorgfältig renoviert und für die touristische Nutzung zur Verfügung gestellt. Dies wiederum sichert die Erhaltung des Baudenkmals.
Als Projekt für das 100-Jahr-Jubiläum initiiert, gründete der Schweizer Heimatschutz 2005 eine Stiftung, die sich schweizweit für bedrohte Baudenkmäler einsetzt, indem sie die verfallenen Gebäude originalgetreu renoviert und als Feriendomizil vermietet. Das erste Objekt der Stiftung war der Erwerb und Renovation eines Wohnhauses aus dem 16. Jahrhundert in Bellwald im Kanton Wallis. Das sogenannte Huberhaus stand 70 Jahre lang leer, bevor es renoviert wurde. Heute ist es ein beliebtes Ferienobjekt mit zwei Schlafzimmern für bis zu vier Personen.
Was mit dem Huberhaus vor über zehn Jahren entstand, ist heute ein voller Erfolg. Mittlerweile hat die Stiftung «Ferien im Baudenkmal» 36 Objekte zur Vermietung im Angebot; davon sind acht im Besitz der Stiftung. Die Bandbreite der Baudenkmäler reicht vom umgebauten Speicher bis zur Industriellenvilla.
Die spezielle Historie der Gebäude, deren Bedeutung für die Region sowie die Geschichte der ehemaligen Bewohner sind nicht nur in den Ferienhäusern bzw. -wohnungen dokumentiert, sondern auch auf der Website www.ferienimbaudenkmal.ch. Das Stöbern auf der Website lohnt sich deshalb auch für alle, die nicht grad auf der Suche nach einer Ferienwohnung oder eines Ferienhauses sind, sondern einfach Interesse an baukultureller Geschichte haben.
Wir haben für dich ein paar besondere Perlen rausgesucht.
Susta, Splügen GR (14. Jahrhundert)
Mehr Historie geht nicht: Dort, wo vor 600 Jahren einst der Sustmeister die Ware auf Säumer und Lasttiere zum Transport über den Splügenpass verteilte, legt sich auch der moderne Mensch gerne zur Rast. Mitten im Dorfkern von Splügen gelegen, ist die Ferienwohnung ideal für zwei Personen ohne Haustiere.
Domaine des Tourelles, La Chaux-de-Fonds NE (1897)
Ausgerechnet in der UNESCO-Uhrenstadt La Chaux-de-Fonds scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die prächtige Industriellenvilla zeugt vom Reichtum der Stadt jener Tage. Mit den Jahren verblasste der Glanz, bis die Villa schliesslich verlassen wurde und leer stand. Zum Glück konnte sie vor dem Abriss gerettet und mit sehr aufwändigen Restaurierungsarbeiten wieder hergerichtet werden. Hier tauchst du ein in eine Welt, in der die Uhren noch anders tickten.
Cäsa Picenoni Cief, Bondo GR (13. Jahrhundert)
Gelegen mitten im Dorf von Bondo, erzählt die Cäsa Picenoni Cief detailreich die 400-jährige Wohngeschichte der Familie Picenoni, welche die Geschehnisse des Bergells nicht nur begleitete, sondern auch stark mitgeprägt haben. Mit fünf Schlafzimmern bietet das historische Haus Platz für neun Personen.
Max Burkhardt Haus, Arbon TG (1904 – 1910)
Das Haus des berühmten Schweizer Dekorationsmalers und Fotografen Max Burkhardt ist in Arbon bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Der blaue Kubus mit Jugendstil-Ornamenten sticht aus der Menge der Villen im Bergli-Quartier seit über hundert Jahren hinaus. Burkhardt hat nicht nur das Haus selbst entworfen, sondern auch einen Grossteil des Interieurs. Wer hier übernachtet, schläft also nicht nur in einem Baudenkmal, sondern in einem Gesamtkunstwerk.
Stüssihofstatt, Unterschächen UR (1450)
Die Stüssihofstatt ist eines der ältesten Bauernhäuser des Kantons Uri. Es wurde in den Jahren 1450/51 erbaut; ein Wunder, dass die mittelalterliche Konstruktion vollständig überdauert hat. Das verlassene Wohnhaus sollte abgerissen werden – glücklicherweise konnte das spätmittelalterliche Bauwerk im Schächental erhalten werden. Heute können bis zu acht Personen darin Ferien machen.
Obacht: Objekte sind nicht frei von Gefahren wie tiefe Deckenbalken, freistehende Türschwellen oder geländerlose Treppen.
Alle Bilder zur Verfügung gestellt von: Stiftung Ferien im Baudenkmal / Gataric Fotografie