Spektakulär, atemberaubend und lebensspendend: Suonen sind im Wallis künstlich angelegte Wasserkanäle zur Bewässerung der trockenen Regionen. Schon vor tausend Jahren wurden die ersten gebaut; heute führen spektakuläre Wanderungen entlang den Wasserleitungen.
Das Wallis gehört zu den trockensten Gegenden der Schweiz. Die Alpensüdseite wird von der Sonne geküsst, während ein mediterraner Wind die Täler streichelt. Hier gedeihen heute süsse Aprikosen, saftige Tomaten, mundiger Wein und auf den satten Weiden grasen die Kühe. Doch dafür braucht es Wasser – mittlerweile durch moderne Wassersysteme geregelt. Doch früher kam das Wasser nicht aus dem Hahn, sondern musste abenteuerlich von den Bergen geholt werden, wo der Regen und Schnee versickerte. Bereits um das Jahr 1000 soll es die ersten Wasserkanäle gegeben haben, vielleicht schon seit der Römerzeit.
Viele Regionen im Wallis konnten erst fruchtbar gemacht werden, nachdem die Einwohnerinnen und Einwohner ab dem 14. Jahrhundert immer mehr Suonen verlegt hatten – oft als gemeinschaftliche Arbeit mehrerer Kommunen. Diese Wasserleitungen, bestehend aus offenen Gräben, Eisen- oder Holzkanälen sowie Steintunneln und -kanälen, führten das kostbare Wasser von den Gebirgsbächen auf die Felder. Die meisten Suonen sind 500 m bis 2 km lang, die längste Suone ist die 32 km lange Bisse de Saxon. (In den französischen Regionen werden die Wasserkanäle Bisse genannt).
Suonen gehören heute zu den Wahrzeichen des Kantons Wallis. Die zum Teil abenteuerlich an Felswänden befestigen Wasserleitungen sind Meilensteine der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Kantons. Viele sind darum wieder in Betrieb und führen Wasser.
Heute führen beliebte Wanderrouten den spektakulären Wasserkanälen entlang: von kurzen Rundwanderungen an spektakuläre Aussichtspunkte, die einen Eindruck geben, wie bedeutend diese Wasserleitungen für die Region waren, bis zur dreitägigen Suonenwanderung. Auf der Website les-bisses-du-valais.ch findet man sämtliche Suonen-Wanderrouten im ganzen Kanton Wallis.
In Botyre gibt es das Suonen-Museum (le Musée des Bisses), das die Geschichte der Walliser Bewässerungskanäle auf 270 Quadratmetern Ausstellungsfläche näherbringt.
Titelbild: Savièse Suone © Wikipedia, Dave Lonsdale, CC BY 2.0