Das VitraHaus in Weil am Rhein ist ein Design-Mekka. Der von Herzog & DeMeuron erbaute Showroom wurde nach zehn Jahren sanft renoviert. Massgeblich beteiligt an der Planung, Konzeption und Kuration des aufgefrischten VitraHaus’ ist Connie Hüsser. Ihr treuer Begleiter: ein Volvo 940 Kombi, den sie liebevoll «Power Ranger» nennt. Mit ihm pendelte sie die letzten neun Monate zwischen Zürich und Weil am Rhein – stets mit dem guten Gefühl, sicher anzukommen.
Connie Hüsser dürfte vielen Zürcherinnen und Zürchern bekannter sein als sie annehmen. Fast zwei Jahrzehnte war ihr Atelier an der Badenerstrasse bekannt wie ein bunter Hund: das bunteste Schaufenster war eine Art Schrein aus erlesenem Kitsch, Kunst und unzähligen Volvo Erinnerungsstücken. Doch die Gentrifizierung machte auch vor dem kunterbunten Atelier nicht halt. Schweren Herzens musste Connie Hüsser ihre Wirkstätte letztes Jahr aufgeben. Noch immer hat sie kein neues Zuhause gefunden für ihre private Volvo Ausstellung und ihre unzähligen Objekte, Bücher und Bilder. Wer also etwas weiss …
Ihr neues Domizil war in den letzten neun Monaten sowieso vor allem das VitraHaus in Weil am Rhein, der Flagshipstore von Vitra.
Die mit dem Schweizer Grand Prix Design Award 2019 ausgezeichnete Powerfrau war zusammen mit Kreativdirektor Till Weber ganz mit der Planung und Umsetzung der Ausstellung im neuen VitraHaus beschäftigt. «Meine Arbeit war es, die passenden Objekte zu den Vitra Produkten zu finden. Auf der Suche nach aussergewöhnlichen Accessoires, limitierten Editionen oder Sonderanfertigungen gab es für mich viel Recherchearbeit und Anfragen um die ganze Welt», beschreibt Connie Hüsser ihren Auftrag. Den Besucher erwartet eine Ausstellung, die das Kommerzielle mit Design vereint. «Viele Designer kenn ich von meiner eigenen Ausstellung «Object with Love». Die limitierten, handgemachten Einzelstücke sind voller Charme und Liebe – Schnickschnack eben. Das macht den Look aus und mich glücklich», resümiert die Top-Stylistin. So wurde zum Beispiel extra ein Riesenei produziert, das frei im Raum steht: «die perfekte Form eben.»
Sie hat nicht nur das perfekte Auge, sondern ist getrieben von der Neugier, besondere Objekte zu finden. «Ich bin wie ein Fuchs und immer auf der Suche.» Dabei interessiert sie sich vor allem für den Bruch und Dialog zwischen den Objekten.
Die Neueröffnung des neuen VitraHaus ist das Resultat einer langen Partnerschaft, die bereits 2005 begann. Schon vor zehn Jahren gestaltete und betreute Connie Hüsser die Ausstellung im VitraHaus. Die Messeauftritte, die sie stets mit Till Weber, Head of Colours and Fabrics, konzipierte, waren an der Möbelmesse Mailand jedes Mal DAS Highlight.
Mit ihm hat sie auch das Haus neu erdacht, die Dramaturgie und Szenographie entwickelt, neue Konzepte und Strategien überlegt. «Die neue Ausstellung im VitraHaus soll Begehrlichkeiten wecken, zum Träumen einladen, Mut machen für Experimente, zum Nachdenken anregen – egal für welches Budget», fasst Connie Hüsser den Auftrag zusammen.
Das Talent wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Ursprünglich wollte Klein-Connie Automechanikerin werden. Doch in den frühen 1980er-Jahren war die Berufswelt noch nicht bereit für eine Frau als Automechanikerin.
Was blieb, ist die Liebe zur Marke Volvo. «Volvo hat mich im Stilbewusstsein sehr geprägt», erzählt Connie Hüsser. So sehr, dass daraus ein Object with Love wurde.
Mit «Objects with Love» kennt sie sich nicht erst aus, seit sie an der Art Basel / Design Miami und Biennale Interieur Kortrijk (BE) mit ihrer gleichnamigen Ausstellung für Aufsehen sorgte. Seit 2018 kuratiert sie ihre Installation «Objects with Love» auf mehreren internationalen Ausstellungen. Bei «Objects with Love» handelt es sich um 50 Objekte junger Designer, die Connie Hüsser sorgfältig ausgewählt hat und so ausstellt, dass daraus eine Collage entsteht. Zwar hätte sie an der Art Basel Miami viele ihrer Ausstellungsobjekte verkaufen können, aber es ging ihr um die Vermittlung und das Aufzeigen, was in der aktuellen Designszene so los ist.
Ihre erste Liebe war ein knallroter Volvo 144 Deluxe. Zusammen mit ihrem Vater und Bruder zerlegten sie den Oldie in alle Einzelteile und restaurierten ihn in vielen Arbeitsstunden. Bis heute bereut Connie Hüsser den Verkauf. «Es gibt Tage, da denke ich zurück und träume von ihm. Ich habe sogar meine Firma «Deluxe» nach ihm benannt.» Doch es musste sein, als sie ihren Traum Volvo zum Geburtstag geschenkt bekam. Den Volvo P1800 hat sie bis heute. Mittlerweile ist der Sportwagen zu einem Wochenend-Oldtimer geworden. «Das wollte ich eigentlich nie. Aber für meine Arbeit brauche ich viel Platz für meinen Schnickschnack».
So fuhr Connie Hüsser im Alltag stets betagte Volvo Modelle. Auch ein Volvo 343 oder der Volvo 480 gehören zu ihrer Auto-Biographie.
Seit 13 Jahren sitzt sie nun am Steuer eines silberfarbenen 940er, den sie von ihrem Bruder erbte: «Ich liebe meinen «Power Ranger». Er ist mein Zuhause und bedeutet für mich die absolute Unabhängigkeit.» Dazu gehört auch die Zuverlässigkeit. «Ein Volvo lässt dich nie im Stich. Ich hatte in all den Jahren nicht einmal eine Panne», resümiert sie.
Besonders gerne erinnert sie sich an ihren Volvo 240 GL: «In Zürich glaubten vor 20 Jahren alle, ich sei eine Polizistin, weil die Polizei damals diese Kombis in der Flotte hatte. Mit diesem Auto reiste ich sehr viel in Europa herum. Notfalls konnte ich einfach eine Matratze in den Kofferraum legen. Schon hatte ich mein Hotel auf Rädern.»
Eine urbane Trendsetterin mit Benzin im Blut ist eher selten. Im Fall von Connie Hüsser kein Gegensatz: «An der Ästhetik der alten Volvo Modelle gefallen mir die geraden, klaren Linien. Ein bisschen wie mein Charakter: ehrlich, direkt, kantig und unprätentiös. Für mich ist mein 940er optisch eines der schönsten Auto überhaupt.» Ein Object with Love eben. Im Herbst 2020 kommt Connie Hüssers erstes eigenes Object with Love auf den Markt. Es heisst Leo – so wie ihr Vater Leo Hüsser.