Die frühen 1960er-Jahre waren für die Motorsport-Abteilung von Volvo eine einzige Siegesfeier. Regelmässig standen Volvo Werksfahrer/innen auf dem Podest. Der Höhepunkt war 1965, als Carl-Magnus Skogh die Rallye Akropolis in einem Volvo 122S gewann, während Rennfahrerin Sylvia Österberg mit ihrem Volvo Amazon von Sieg zu Sieg fuhr.
Rein optisch gehörte der als Buckel Volvo bekannte PV 544 nicht gerade zu den klassischen Sportwagen. Er war weder flach noch leicht noch stark motorisiert. Und doch fuhr das Werksteam der 1959 gegründeten Motorsportabteilung von Volvo mit dem PV 544 siegreich von Rennen zu Rennen. Selbst als der Buckel Volvo schon nicht mehr gebaut wurde, gewann der Kenianer Joginder Singh 1965 damit die härteste aller Rallyes: die Safari Rallye. Der Sieg brachte Singh weitere Volvo Einsätze in Europa ein – darunter in Schweden, bei der RAC in England und der Rallye Akropolis. Diese gewann der Volvo Werksfahrer Tom Trana im Jahr 1964 in einem Volvo PV 544.
Beflügelt von den Rennerfolgen des Volvo PV 544 bei Tourenwagen- und Rallye-Meisterschaften führte das Volvo Werksteam die Siegesserie im Amazon fort. 1965 gewann erneut ein Volvo die legendäre Rallye Griechenlands. Dieses Mal sass Carl-Magnus Skogh am Steuer, begleitet von Co-Pilot Lennart Berggren. Mitte der 1960er-Jahre brachten die sportlichen Qualitäten des Volvo 122S den Amazon an die Spitze der Tourenwagen-Championate. «Schnell wie ein Raketenstart», jubelte der Formel-1-Weltmeister Mike Hawthorn bei seiner ersten Testfahrt im Amazon. Die Werk-Sportmotoren mit bis zu 128 PS waren zwar leistungsmässig der Sportwagenkonkurrenz aus Deutschland (Porsche), England (Lotus) oder USA (Pontiac) unterlegen, konnten sich aber besonders bei Langstreckenrennen wie der 4000 Meilen langen «Rallye Shell 4000» in Kanada gleich zweimal hintereinander durchsetzen.
Bereits vor 60 Jahren war es für Volvo wichtig, auch Frauen im Rennsport zu fördern. Schliesslich erinnerte der Name Amazon an jenes Volk kriegerischer Frauen aus der Antike. Eine der ersten Rennladys war Sylvia Österberg, die 1962 ins Volvo Werksteam aufgenommen wurde. Sylvia Österberg bekam den 122S als Rennwagen und fühlte sich sofort wohl. Am erfolgreichsten war das Jahr 1965, als sie gleich mehrere Rallye-Championate mit dem Amazon gewann.
Nicht nur Rennfahrer/innen testeten den 122S auf Herz und Nieren; auch die Polizei. Und zwar sowohl in Schweden als auch in Peru, Chile oder Nigeria.
Das Kapitel «Der Volvo Amazon als Rennlegende» konnte leider nicht fertig geschrieben werden. Ein tragisches Ereignis an der Rallye Akropolis im Jahr 1966 bewegte Volvo dazu, die Aktivitäten des Werksteams im Rennsport einzustellen. Bis 1970 gingen aber nach wie vor Privat-Fahrerinnen und -Fahrer mit einem Volvo Amazon an den Start – und das sehr erfolgreich.