Volvo hat in seiner fast 95-jährigen Geschichte viele Erfindungen gemacht. Eine der ersten war die Erfindung des Concept Cars. So entstand anfangs der 1930er-Jahre der Volvo Venus Bilo – ein Meisterwerk.
Schon kurz nach der Gründung von Volvo wurden in Göteborg bereits die ersten Innovationen getestet. Besonders interessierte die Ingenieure die Wissenschaft der Aerodynamik, die in jenen Jahren für schwindelerregende Geschwindigkeitsrekorde sorgte.
Der erste Volvo ÖV4 war noch alles andere als stromlinienförmig. Obwohl der «Jakob» bereits erste technische Erfindungen in sich trug, schaute man über den Tellerrand hinaus. Wie könnte man Kraftstoff sparen, den Komfort oder die Laufleistung erhöhen? Aber auch: Wie kann verhindert werden, dass von den meist noch ungeteerten Strassen zu viel Staub aufgewirbelt wird? Fragen über Fragen. Antworten sollte unter anderem der Tüftler Gustaf Ericsson liefern (der Sohn des gleichnamigen Telefonherstellers). Er entwarf ein Design, das die Wissenschaft der Aerodynamik miteinbezog und in vielerlei Hinsichten faszinierend war.
Ericsson entwickelte ein Stromlinien-Fahrzeug, das der Zeit weit voraus war. Der Volvo Venus Bilo hatte Flügeltüren und seitliche Türen für den Zugang zum Motorraum. Das aerodynamische Automobil hatte ebenfalls einen verkleideten Unterboden, der den Staub auf der Strasse hielt – und das Auto ebenfalls. Der Venus Bilo sollte nicht nur windschlüpfrig, sondern auch funktional sein. So hatte das Concept Car eine grosse Ladekapazität: Neun Koffer konnte der Venus Bilo fassen, wie ebenfalls zwei Reserveräder.
Warum der Entwickler das Konzeptauto Venus Bilo nannte? Es war eine Anspielung an die Venus von Milo, wobei bemerkt werden muss, dass «Bilo» auf Schwedisch Automobil heisst. Als Basis diente das Chassis des Volvo PV655. Davon war jedoch nicht mehr viel zu erkennen unter dem schönen und zugleich technisch innovativen Design-Kleid. Die Karosserie wurde 1932 nach den Entwürfen von Ericsson bei Gustaf Nordbergs Vagnfabrik AB gefertigt.
Der Volvo Venus Bilo war so spektakulär, dass die New York Times das Auto als eines der vielversprechendsten Projekte der Zukunft abbildete. War es nicht. Der Volvo Venus Bilo kam nicht über den Prototypenstatus hinaus. Mehr noch: Er ist verschollen.
Was bekannt ist: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Einzelstück an eine Person in Dänemark verkauft. Mitte der 1950er-Jahre gehörte es dann einem dänischen Schrottplatzbesitzer, der es zu einem Kleintransporter umbaute. 1956 verschwand das Auto von der Bildfläche.
Doch ganz vergessen ist der Volvo Venus Bilo nicht. So gibt es ein paar Enthusiasten, die auf den Spuren dieses Einzelstücks sind. Wer also etwas weiss… kann sich hier melden: volvovenusbilo.com
Auch wenn es das Concept Car nicht zur Serienproduktion schaffte, wurde daraus der Volvo PV36 Carioca, der in abgespeckter Form zwischen 1935 und 1938 produziert wurde.