Gruyères ist mehr als nur Käse. Das mittelalterliche, autofreie Städtchen ist sowohl kulturell als auch kulinarisch ein Genuss. Kein Wunder wurde Gruyères 2014 zum schönsten Dorf der Westschweiz gewählt.
Eigentlich fehlt nur noch das Hämmern eines Schmiedes, das Klappern von Pferdekutschen oder ein Minnesänger: Die Stadt Gruyères scheint im Mittelalter stehengeblieben zu sein – im positiven Sinn. Die intakte Altstadt, die Pflastersteine, die Brunnen und nicht zuletzt das Schloss Greyerz geben die perfekte Historien-Kulisse.
Seit rund 800 Jahren thront das Schloss Greyerz auf einem Hügel über dem pittoresken Städtchen. Nur schon ein Spaziergang durch die Schlossanlage ist beeindruckend: vom prächtigen Rittersaal über Türme, Zinnen und Wehrmauern bis hin zum Schlossgarten und zur Sonnenterrasse mit sagenhaftem Ausblick. Wo einst die Grafen von Greyerz residierten, gibt es heute ein beeindruckendes Museum, das multimedial die Geschichte des Schlosses erzählt.
Ein Museum der anderen Art befindet sich gleich unterhalb des Schlosses, im Château Saint-Germain. Dort befindet sich sowohl eine Bar als auch das Museum des Künstlers und Oscar-Preisträger H. R. Giger. Seine düsteren Kunstwerke sind längst Kult und gehören zum Inventar der Popkultur. Giger hat nicht nur das Monster für den Film «Alien» erfunden, sondern gestaltete auch Plattencovers für zahlreiche Künstlerinnen und Künstler. Sein Artwork für Debbie Harry oder Emerson, Lake and Palmer wurden in die Liste der 100 schönsten Covers der Musikgeschichte gewählt.
Wer mehr Seelenfrieden sucht, dem sei das Tibet Museum ans Herz gelegt. In der ehemaligen, renovierten St. Josef Kapelle lernst du die buddhistische Kultur kennen. Es handelt sich um die Sammlung von Alain Bordier, der 30 Jahre lang leidenschaftlich Kunstwerke aus dem Himalaya gesammelt hat.
Bekannter als für sein Schloss, H.R. Giger oder Tibet ist Gruyères allerdings für seinen Käse, dem Gruyère AOP. Seit 1115 gibt es den geschmackvollen Hartkäse, der mittlerweile weltbekannt ist. In der Schaukäserei «La Maison du Gruyère» kommst du dem weltbekannten Käse ein Stück näher und erfährst Interessantes. Oder hast du gewusst, dass zur Herstellung eines Laibes von 35 Kilo rund 400 Liter frische Rohmilch benötigt werden? Besucherinnen und Besucher sind nicht nur eingeladen, bei der Käseherstellung zuzusehen, sondern auch mitzumachen. Natürlich gibt es am Ende der Besichtigung eine köstliche Überraschung. Es ist zu verstehen als Amuse Bouche für eine kulinarische Reise durch Gruyères. Hier gibt es mehrere traditionelle Restaurants, die regionale Produkte anbieten und damit das Highlight jeder Reise sind; zum Beispiel ein typisches Greyerzer Fondue.
Ein kulturelles Dessert gefällig? Für alle, die Schoggi lieben, ist ein Workshop bei den «Chocolaterie de Gruyères» ein Muss. Noch mehr Schokolade gibt es in der nahe gelegenen Schokoladenfabrik von Cailler in Broc.
Das Westschweizer Dorf des Jahres 2014 ist eine Reise wert. Zum Glück fasst der Kofferraum genug Platz, um die Spezialitäten aus Gruyères nach Hause zu transportieren.
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