Zum Glück müssen die wenigsten Volvo Airbags ihrer Bestimmung nachkommen. Ungebrauchte Airbags einfach wegzuwerfen, gehört aber nicht zur Philosophie von Volvo. Warum also nicht daraus neue Taschen oder Kleidung produzieren?
Wiederverwenden statt verschwenden: Volvo hat das «Reincarnate Project» ins Leben gerufen, um gebrauchten Materialien eine neue Bestimmung zu geben. Damit sollen wertvolle Rohstoffe geschont und in anderer Form wieder in den Produktkreislauf zurückgeführt werden.
Entstanden ist die Projektidee, als Azra Moric, Senior Innovation Managerin bei Volvo Cars, vorschlug, Airbaggewebe für neue Produkte wie Taschen und Kleidung zu verwenden, die als Teil der Volvo Car Lifestyle Collection verkauft werden könnten. Ihre Idee verkörpert die Essenz der Kreislaufwirtschaft, die mittlerweile ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist.
Karin André, Direktorin für Unternehmensinnovation bei Volvo Cars erklärt: «Wir befassen uns heute intensiv mit der Kreislaufwirtschaft und wie sie funktionieren könnte.» Dabei geht es in erster Linie darum, den Wert eines Rohstoffes zu erhalten, indem er mehrere Lebenszyklen erfährt.
Der Nachhaltigkeit verpflichtet, ist es für Volvo ein erklärtes Ziel, die gesamte Produktionskette so zu strukturieren, dass bereits bei der Entwicklung darüber nachgedacht wird, wie die Materialien wiederverwendet werden können. Wenn beispielsweise ein Airbag so konzipiert wurde, dass sein Stoff recycelt werden kann, erhält er ein zweites Leben, noch bevor er hergestellt wird.
Airbags sind ein guter Ausgangspunkt für die Kreislaufwirtschaft. Weil sie einfach auszubauen sind und zur Wiederverwendung nicht eigens aufbereitet werden müssen. So sollen recycelte Airbags auch am neuen Firmensitz in Göteborg eingesetzt werden. Für Kent Hassring, Facility Manager bei Volvo Cars, ist es die perfekte Gelegenheit, Branding und Recyclingmaterial zu verbinden.
Volvo Cars arbeitet heute mit einer Reihe von Unternehmen zusammen, die sich aufs Upcycling, Recycling oder allgemeine Materialtechnologie spezialisiert haben. Dazu gehört unter anderem auch das Kleiderlabel Houdini, das aus recycelten Polyesterfasern neue Kleidung herstellt. Gemäss Houdini CEO Eva Karlsson lässt sich alles wieder verwenden. «Wir vergleichen die Kreislaufwirtschaft mit der Natur, wo alles irgendwann Ausgangsstoff für etwas anderes wird. Nichts wird zu Abfall. Für alles gibt es eine zweite, dritte, vierte Nutzung.» So verwendet Houdini zum Beispiel gerne recyceltes Polyester, weil sich gebrauchtes Polyester ohne Qualitätsabstriche in Neues verwandeln lässt, also praktisch unendlich einsetzbar ist. Zum Beispiel die Fussmatten im Volvo XC40: Sie bestehen aus recycelten PET-Flaschen.
Die Umweltschutzbehörde der USA bringt es auf den Punkt: «Die wirksamste Methode, Müll zu vermeiden, besteht darin, erst gar keinen zu produzieren. Für die Herstellung eines neuen Produkts werden eine Menge Rohstoffe und Energie benötigt. Die Reduzierung und Wiederverwendung sind folglich der effektivste Weg, um natürliche Ressourcen zu schonen, die Umwelt zu schützen und Geld zu sparen.»