Warum demoliert Volvo Cars absichtlich zehn Neuwagen? Damit Rettungskräfte an modernen Karosseriestrukturen, die viel steifer und härter sind als früher, üben können. Der Stahl, den Volvo verwendet, ist besonders hart.
Frontalkollision mit sehr hoher Geschwindigkeit, ein seitlich versetzter Crash mit einem LKW: Solche Horrorszenarien sind auch für Rettungskräfte eine Herausforderung. Es gilt, die verletzten Insassen schnellstmöglich aus dem Auto zu befreien und medizinisch zu versorgen. Rettungskräfte sprechen hierbei von der einen entscheidenden Stunde. Zwar trainieren die Helferteams regelmässig, aber meist nur an alten Schrottautos. In der Realität sind aber nicht nur ältere Modelle in Unfälle verwickelt, sondern auch neue.
Ein modernes Chassis, insbesondere der Sicherheitskäfig, ist heute aus sehr hartem Stahl gefertigt. Volvo verwendet dafür einen der härtesten Stahlsorten, die es gibt. Was die Passagiere vor schweren Verletzungen schützt, ist für die Rettungskräfte eine neue Herausforderung. Hierfür kommen hydraulische Geräte zum Einsatz, die in Fachkreisen auch «Jaws of Life» genannt werden.
Damit Rettungskräfte ihre Verfahren und Befreiungstechniken anpassen können, sind Tests mit neueren Fahrzeugen von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund hat Volvo Cars zu ungewöhnlichen Massnahmen gegriffen. Für den extremsten Crashtest aller Zeiten wurden zehn verschiedene Modelle mehrfach von einem Kran aus 30 Metern in die Tiefe gestürzt.
So werden kontrolliert schwerste Demolationsschäden simuliert. Vor jedem Abwurf berechneten die Sicherheitsingenieure von Volvo Cars, wie viel Druck und Kraft erforderlich ist, um den gewünschten Schadensgrad zu erreichen. Dadurch können sich Rettungskräfte noch besser auf unterschiedliche Unfallszenarien vorbereiten und ihre lebensrettenden Fähigkeiten verfeinern.
«Wir arbeiten seit vielen Jahren eng mit den schwedischen Rettungsdiensten zusammen», erklärt Håkan Gustafson, leitender Ermittler der Volvo Unfallforschung. «Das liegt daran, dass wir das gleiche Ziel haben: sicherere Strassen für alle. Leider lassen sich nicht alle Unfälle vermeiden. Deshalb ist es wichtig, dass es Methoden gibt, die helfen, Leben zu retten.»
Alle Erkenntnisse aus den Extrem-Crashtests und den daraus resultierenden Bergungsarbeiten werden in einem umfangreichen Forschungsbericht zusammengefasst. Dieser wird Rettungskräften kostenlos zur Verfügung gestellt, damit sie von den Erkenntnissen profitieren und ihre Fähigkeiten entsprechend weiterentwickeln können.