Gibt es grössere Weihnachtsfans als die Schweden? Wohl kaum. An diesem christlichen Fest werden in Skandinavien bis heute Rituale zelebriert, die aus der nordischen Mythologie stammen. Eine solche Sagengestalt ist der Julbock.
Weihnachten ist nicht erst seit der Christianisierung Schwedens vor rund tausend Jahren das wichtigste Fest des Jahres. Sogar vor den Wikingern wurde das Wintersonnenwende-Fest mit Ritualen gefeiert. Überliefert ist bis heute der Julbock. Seinen Ursprung hat er in der nordischen Mythologie. Denn es waren zwei Böcke, die den Wagen des Gottes Thor zogen.
Der Sage nach soll sich der Julbock im Sommer in den Bergen versteckt haben. Zur Adventszeit aber näherte er sich immer mehr den Dörfern. An Heiligabend drang er schliesslich in die Häuser ein. Der Julbock liess sich im Haus in der Nähe des Ofens nieder und erwartete, dass man ihm Opfer brachte und dass er am weihnachtlichen Essen teilnehmen durfte. Trotz seiner unheimlichen Erscheinung galt der Julbock als Glücks- und Fruchtbarkeitssymbol. Daher wird er bis heute aus Getreide-Stroh hergestellt.
Früher gab es in ganz Schweden verschiedene Traditionen um den Weihnachtsbock. Bis zum 19. Jahrhundert war es üblich, dass Bauernkinder von Hof zu Hof zogen, um Schauspiele oder Lieder vorzutragen. Einer der Gruppe war dabei als Julbock verkleidet. Als Lohn für die Darbietung erhielten die Kinder Essen und Trinken.
Eine andere Form der Tradition: Der Julbock wurde heimlich beim Nachbarn auf dem Hof versteckt. Der Nachbar sollte nun den Strohbock wiederum heimlich zurückbringen.
Mancherorts wurde die Strohpuppe in eine Gruppe von Menschen geworfen – ähnlich der Brautstrauss-Tradition. Wer ihn fing, heiratete zwar nicht, aber es wurde ihm Glück bei der nächsten Getreideernte vorausgesagt. Ebenfalls Glück bringen sollte es demjenigen, der an Weihnachten einen Julbock aus Stroh unter den Tisch stellte und ihn so symbolisch am Weihnachtsessen teilnehmen liess.
Bis heute ist der Weihnachtsbock ein beliebtes Weihnachtssymbol in den skandinavischen Ländern geblieben. So gehört der Strohbock einfach zur weihnachtlichen Dekoration dazu. Man sieht ihn dieser Tage überall in Schweden und in allen Grössen.
Ob als kleine Strohfigur am Christbaum oder als Mega-Edition in Gävle. Seit 1966 wird dort zur Weihnachtszeit auf dem zentral gelegenen Schlossplatz (Slottstorget) ein gigantischer Julbock aufgestellt. Er ist ca. 13 Meter hoch, 7 Meter lang wiegt etwa 3,5 Tonnen. Hier kann man ihn live beobachten: Gävlebocken
Titelbild: © Helena Wahlman / imagebank.sweden.se