Lagom ist Trend. In Lifestyle-Magazinen wird «lagom» gar als der magische Schlüssel zum Glück gefeiert. Die Schwedinnen und Schweden müssen es wissen: Sie tauchen stets in der Liste der glücklichsten Menschen auf. Und zwar ganz «lagom»; nicht ganz vorne und nicht ganz hinten.
Macht Reichtum glücklich? Genauso wenig wie Armut. Nicht zu wenig zu haben, nicht zu viel zu besitzen – das bedeutet Balance; das bedeutet «lagom», das bedeutet Glück. Wo die skandinavische Glücksformel ihren Ursprung hat, darüber gibt es verschiedene Versionen.
Einerseits kann das Wort «lagom» von «laget om» stammen. Der Spruch «laget om» beschreibt, dass vom Trinkhorn der Wikinger jeder nur einen Schluck nimmt, damit es für alle reicht. Kein Rausch, keine Extase, aber auch kein Verzicht oder Askese, sondern Ausgewogenheit und Achtsamkeit sowie Gemeinschaftsgeist statt Egotrip.
Andererseits kann «lagom» auch vom Wort «laghum» stammen, also was das Gesetz «laget» vorsieht. Wobei mit Gesetz nicht das juristische Recht gemeint ist, sondern das «jantelagen», das Gesetz von Jante. Dieses Gesetz, das gar keines ist, kann wie folgt zusammengefasst werden: Du bist nicht besser als die anderen und auch nicht wertvoller.
«Lagom» sucht die Balance der Mitte, die Glück verspricht, weil das Masshalten keine unangenehmen Konsequenzen mit sich bringt. Sowohl für einen selbst, als auch für die anderen. Glück bedeutet übrigens im «lagom» Sinne nicht ein Feuerwerk von Serotonin, sondern die Genügsamkeit, nicht unglücklich zu sein.
Wer «lagom» leben möchte, kann diese Philosophie in seinen Alltag integrieren:
Im Strassenverkehr
Nicht schleichen, aber auch nicht rasen – mit rücksichtsvoller Geschwindigkeit bist du am besten auf den Strassen unterwegs.
Beim Essen
So viel essen, bis man satt ist – nicht überfressen, aber auch nicht zurückhalten.
Im Zuhause
«Lagom» bedeutet bei der Inneneinrichtung weder Kitsch noch kühle Leere, sondern praktisch und trotzdem gemütlich.
Beim Arbeiten
Pausen machen und auch mal entspannen und zu neuen Kräften kommen – pünktlich Feierabend machen, um das Private zu geniessen.
Beim Einkaufen
Nicht hamstern, aber auch nicht verzichten. Wer beim Konsumieren die Balance kennt, hat mehr Freude an besserer Qualität.
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