Alte Liebe rostet nicht. Schon gar nicht, wenn der alte Schwede in die Hände von Leo Möckl kommt. Seit 50 Jahren schraubt der Volvo Enthusiast an alten Rallye-Modellen und gilt unter Volvo Rallye-Fans als DIE Tuner-Koryphäe aus dem Kanton Bern.
«For Life»: Auf niemanden passt der Werbeslogan von Volvo besser als auf Leo Möckl, der bereits im Alter von 13 Jahren mit dem Volvo Fieber angesteckt wurde. Damals durfte der heute 71-Jährige auf «dem heissen Stuhl» in einem Volvo 122 SR der österreichischen Rallye Legende Otto Karger Platz nehmen. Das prägt fürs Leben: «Nach dieser Fahrt stand für mich fest: Irgendwann, wenn ich einmal gross bin, werde ich einen Volvo 120 fahren», blickt Leo Möckl zurück. Das war 1963 – damals war Volvo auf dem Höhepunkt der kurzen, aber siegreichen Rennsport-Ära.
Aller Anfang ist schwer
«Mit 20 war es dann soweit; leider war der Volvo 122 kein Glücksgriff», sagt Leo Möckl. Auch mit dem nächsten Fahrzeug machte er schlechte Erfahrungen. Erst sein dritter Amazon (Jg. 1970) erfüllte seinen Kindheitstraum: «Am Anfang diente der Amazon als Familienkutsche. 1978 begann ich, ihn zu frisieren, nachdem ich eine Weber-Vergaseranlage geschenkt bekommen hatte. Was mit einem Service begann, endete 1986 mit dem Einbau eines 197-PS-Motors in die blaue Renn-Amazone.»
Sein Schrauberwissen brachte sich der gelernte Drucker selbst bei, unter anderem aus Büchern wie Ludwig Apfelbecks «Wege zum Hochleistungs-Viertaktmotor». Mit Erfolg: 1986 gewann der umgebaute Volvo die GHS Challenge für historische Renntourenwagen. Hinzu kamen unzählige Klassensiege bei Berg- und Rundstreckenrennen. Das Fahren aber machte ihm weit weniger Freude als das Schrauben an der Rennbolide: «Das Rennen fahren war immer nur ein Nebenprodukt, um zu sehen, was beim Tuning rauskam.»
Ein Hobby aus Berufung
Aufgrund der Rennsporterfolge klopften immer mehr interessierte Fans an, die ihre Volvo Oldies renntauglich machen wollten – sogar aus dem benachbarten Ausland. Wie viele Fahrzeuge Leo Möckl in den vergangenen Jahrzehnten umgebaut hat, weiss der Volvo Tuner nicht genau: «Ich führe keine Bücher darüber.» Das Tunen alter Volvo Modelle blieb stets ein Hobby des Druckerei-Inhabers.
Bis zum heutigen Tag steht der 71-Jährige in seiner Garage in Bäriswil vor den Toren Berns. Aktuell arbeitet Leo Möckl an mehreren Projekten: zum Beispiel an einem 2,5-Liter-Rennmotor für seinen blauen Amazon. Das Leistungsziel: Über 200 PS mit einer programmierbaren Einspritzanlage. Ausserdem frisiert der Pensionär einen 145-PS-Motor für einen 123 GT sowie einem 140-PS-Motor für einen PV544, beide mit originalen SU-Vergasern. Zusätzlich steht ein 121er aus Österreich in der Garage, der massiv umgebaut wurde.
Aber Achtung!
Die Arbeit geht Leo Möckl nicht aus. Das bringt ein Rennwagen so mit sich: «Der Umbau und Aufbau eines historischen Fahrzeugs kostet viel Zeit und Geld. Die einfache Verfügbarkeit von Ersatz- oder Nachbauteilen lassen einen Umbau einfach erscheinen. Leider ist dem nicht so, und schnell kann Frust und ein grosses Loch im Portemonnaie entstehen», weiss der Experte. Es ist also definitiv kein Lockdown-Hobby, sondern eine Verpflichtung.
Welches Modell Leo Möckl einem Rallye-Einsteiger empfehlen würde? «Der Volvo Amazon: Er ist robust, hat eine gute Ersatzteilversorgung, überschaubare Kosten und grosses Leistungspotenzial.» Auch privat fährt der 71-Jährige immer noch einen Volvo 123 GT, seinen blauen Renn Amazon und einen PV544-Renner, mit dem er immer noch aktiv an Rundstrecken Meisterschaften teilnimmt. Aber sein liebster Volvo ist ein ganz anderer: ein Volvo 945 Turbo HTP. «Meiner Meinung nach ist das der beste Volvo, der je gebaut wurde.» Und wer sollte das besser wissen als Leo Möckl.
Bilder: zur Verfügung gestellt, © Leo Möckl