Traditionell zu Ostern werden die typisch schwedischen Ferienhäuser aus dem Winterschlaf geholt. Jede zweite schwedische Familie ist im Besitz einer sogenannten «stuga», die oft von Generation zu Generation weitervererbt wird.
Wenn ein Schwede oder eine Schwedin «att åka till landet» (aufs Land fahren) sagt, meint er/sie damit meist die Fahrt zur «stuga». Statistisch gesehen gibt es für jede schwedische Familie eine Stuga – also ein Ferienhaus auf dem Land, am Meer oder im Wald. In der Realität sieht es natürlich anders aus; nur rund die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu einer Stuga. Die andere Hälfte wünscht sich eine.
Eine Stuga ist mehr als ein Ferienhaus – es ist auch ein Ort des Rückzugs. Dazu gehört nicht nur die Abgeschiedenheit, sondern vor allem die Nähe zur Natur; zurück zum Ursprung, weg von der Zivilisation.
Camping in der eigenen Hütte
Stugas sind meist rot, aus Holz und einfach eingerichtet. Nicht selten gibt es deshalb nur ein Plumpsklo, einen Ofen und ein paar zugige Zimmer. Fliessend Wasser liefert der Brunnen vor dem Haus. Diese Einfachheit ist bewusst gewählt, selbst bei sehr wohlhabenden Familien, die sich in der Stuga wieder erden können.
Typischerweise werden Stugas innerhalb der Familie vererbt und dadurch auch zum Treffpunkt derselben – insbesondere an Ostern, dem ersten grossen Fest des Jahres. Auf diesen Event hin wird am Gründonnerstag traditionell dem Winter den Garaus gemacht und die Hütte auf Vordermann gebracht. Am Ostersamstag, dem Höhepunkt des schwedischen Osterfests, trifft sich die Familie dort zur reich gedeckten Tafel. An Ostern beginnt also die Stuga-Saison und dauert je nach Region bis Ende September.
Stuga ist nicht gleich Stuga
In der Nähe von grossen Städten wie Stockholm oder Göteborg entstanden vor rund hundert Jahren, auf dem Höhepunkt der Industrialisierung, sogenannte «sportstugas» – ähnlich wie bei uns die Schrebergärten. Ausserdem gibt es sowohl umgebaute Bauernhöfe als auch herrschaftliche Gutshöfe, die als Stugas genutzt werden und ebenfalls in ihrer Ursprünglichkeit bewahrt werden – insbesondere als touristische Unterkünfte. So bieten Stugas, die an Touristen vermietet werden, oft einen höheren Komfort als diejenigen der Einheimischen.
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