Der Rhein gehört zu den bedeutendsten Flüssen Nordeuropas. Er entspringt beim Tomasee in der Nähe des Oberalppasses. Der Quell des Rheins ist ein sagenumwobener Ort, den The Alpinists auf magischen Bildern festhalten.
Friedlich, klar und unauffällig schimmert der Tomasee in der Sonne. Wäre es nicht auf einem Felsen in Stein gehauen, würde keiner vermuten, dass das Wasser des nur 2,5 Hektaren kleinen Bergsees eine über 1300 Kilometer lange Reise antreten wird, die erst in der Nordsee endet.
Auf 2345 Metern über Meer in der Nähe des Oberalppasses befindet sich die Wiege des Rheins, obwohl bereits der kleine Zufluss als Rhein bezeichnet wird. Der Tomasee, auf rätoromanisch Lai da Tuma, liegt unterhalb des Piz Badus. Zu erreichen ist der «See beim Hügel», wie der Lai da Tuma übersetzt heisst, auf einem gut eineinhalbstündigen Wanderweg vom Oberalppass aus. Im Tomasee ist der Rhein noch wirklich rein und hat Trinkwasserqualität. Nicht nur deshalb gehört er zum Bundesinventar der Landschaften.
An seinen Ufern gedeihen Alpenblumen wie Wiesenschaumkraut, Enzian, Alpenrosen, Margeriten und weisses Wollgras.
So magisch die Natur ins Auge sticht, so ranken sich nebulöse Sagen um diesen mystischen Ort.
Das Pazolamännchen
Ist es eine Sage, eine Legende oder eine Geistergeschichte, die man sich in der Badushütte gerne spätabends erzählt? Sie handelt vom Pazolamännchen, dem Behüter der Rheinquelle. Gemäss Erzählungen schätzt es der Wichtel gar nicht, wenn die Gäste in der Badushütte zu laut sind. Hässig klopft er dann ans Fenster, woraufhin schon viele Gäste erschrocken sind. Denn als sie das Fenster öffneten, schaute ihnen ein grimmiges, kleines, graues Männchen mit funkelnden Augen und furchigen Gesichtszügen entgegen. Doch schon nach einem Augenzwinkern war das Pazolamännchen wieder verschwunden.
Quellnixe Mariuschla
Den Job als Bewacher der Rheinquelle erbte das Pazolamännchen von der Quellnixe Mariuschla. Einst wachte sie über den Tomasee und sammelte jeweils in den frühen Morgenstunden die Tropfen des Taus auf den Gräsern rund um den Tomasee ein. Nur so werde, laut der Sage, die Rheinquelle mit genügend Wasser versorgt. Nach dem Sammeln der Tautropfen legte sich Mariuschla jeweils zum schlafen in den Tomasee. So ging es tagein tagaus. Bis eines Tages die Neugierde sie überkam und die Nixe wissen wollte, was wohl auf der anderen Seite des Tomasees sei. Prompt wurde sie von der Strömung mitgerissen und bis an die Meeresmündung des Rheins getragen.
Die Tomasee-Fee
Eine weitere Sage dreht sich um eine sehr modebewusste, schöne junge Frau. Sie lebte vor nicht allzu langer Zeit in Tschamut, einem Weiler gleich unterhalb des Tomasees. Sie liebte es, sich und ihre Kleider im Dorf zu präsentieren und nahm dafür jede Gelegenheit wahr, sogar beim Gottesdienst. Selbst nach ihrem Ableben präsentiert die Tomasee-Fee ihre Kleider weiter. Wer sie sieht, sollte jedoch auf der Hut sein. Denn wenn die Tomasee-Fee einen roten Rock und einen Stohhut trägt und auf dem Grat zwischen Badus und Nurschalas wandelt, ist das für die Alphirten ein eindeutiges Zeichen dafür, ihre Tiere in die Ställe zu bringen und selber Schutz in der Alphütte zu suchen.
Bilder: zur Verfügung gestellt, © The Alpinists