Im Fahrzeugausweis steht unter Farbe: bunt. Die korrekte Bezeichnung wäre: keine. Nino Pianezzi hat aus seinem Volvo 940 ein ganz persönliches Techno-Mobil gemacht. Obwohl er sich nicht mal sicher ist, ob es tatsächlich ein 940er ist.
«Nein, ich war kein Volvo Fan, nicht mal ein besonderer Autofan», bekennt sich Nino Pianezzi schuldig. «Ich kam erst durch meinen Mitbewohner auf den Geschmack.» Kein Wunder bei diesem Mitbewohner! Es handelt sich um Mike Vollenweider, dem Vollblut Volvo Fan. Er hat Nino nicht mal überreden müssen. «Weil alle anderen Kollegen auch einen Volvo 940 haben, wollte ich irgendwann auch einen, um mit ihnen auf Tour zu gehen.»
Die «Volvo Gang» aus dem Säuliamt unternimmt miteinander zahlreiche Wochenendtouren. «Zum Beispiel in den Jura. Oder zum Marroni-Sammeln ins Tessin. Wir suchen uns schöne Orte aus, wo wir wandern gehen können, aber auch übernachten dürfen.» Im Kofferraum seines 940er-Kombi hat es genug Platz – auch für zwei Personen. Der 29-Jährige ist allerdings Single: «Es liegt aber nicht am Auto.»
Das fahrende Wohnzimmer
Für den gelernten Bäcker/Konditor ist das Auto vor allem ein Fortbewegungsmittel. «Ich mache mir eigentlich nichts aus Autos. Aber das Design des Volvo 940 gefällt mir sehr gut.» Wie wenig er über Autos weiss, offenbart er gleich selbst: «Ist es überhaupt ein 940er?» Worauf es dem selbständigen Unternehmer umso mehr ankommt, ist der Sound. «Für mich ist ein Auto wie ein fahrendes Wohnzimmer. Hier kann ich Musik hören, so laut ich will.» Damit meint er vor allem Techno. Unverkennbar steht die Botschaft auf seinem Auto: Rave. Beim Schriftzug handelt es sich nicht – wie man annehmen könnte – um eine aufgespritzte Fläche, sondern um den Rest des ursprünglichen Lacks. «Ich habe die Karosserie runtergeschliffen, bis auf die abgeklebten Stellen, die ich nicht gerostet haben wollte. Dazu gehört zum Beispiel auch der Totenkopf mit Wikingerhelm.»
Der ganz besondere Look
Die abgeschliffene Karosserie bearbeitete Nino Pianezzi anschliessend mit Salzwasser und liess ihn danach vier Monate an der frischen Luft rosten – fertig war der «Rat Look». Obwohl … noch nicht ganz. «Die Weisswandreifen waren eine Idee von meinem Mitbewohner.» Abgerundet wird der Schrottplatz-Look durch die «lackierten» Stossstangen, an denen die Farbe runtertropft.
Street-Café im Rat-Style
Ninos Volvo ist noch lange nicht fertig. Etwas Wichtiges fehlt ihm ganz besonders: Die richtige Soundanlage. Dafür fehlt Pianezzi schlicht die Zeit. «Ich habe momentan viele offene Baustellen. Zusammen mit Mike werde ich im Frühling in Obfelden ein Street-Café eröffnen. Es soll ein Treffpunkt werden für Auto- und Töff-Verrückte.» Wie das Interieur des Lokals aussehen wird, scheint offensichtlich – viel Rost, viel Rat-Style und viele verrückte Ideen. Inspiration hat Nino genug: «So sieht es auch bei Mike und mir in der WG aus.»
Dass sein Auto nicht nur Passanten auffällt, sondern auch den Gesetzeshütern, daran hat sich der 29-Jährige gewöhnt. Aber er trägt es mit Fassung. Schliesslich ist an seinem Auto alles original, inklusive der Nicht-Farbe. Und der 940er passt zu Nino wie ein persönliches Tattoo. Schliesslich hat sein Volvo 940 denselben Jahrgang wie Pianezzi selbst: 1992.