Was haben die Rallye-Legenden Colin McRae und Ken Block mit Tourenwagen-Champion Rickard Rydell gemeinsam? Sie alle haben Manuel Ramoas Autos gefahren. Wie es dazu kam, ist eine lange Liebesgeschichte zwischen dem 34-jährigen IT-Spezialisten und der Marke.
Manuel Ramoas Volvo Sammlung ist so speziell, dass eines seiner Exponate sogar in einem Museum zu bewundern ist. Das andere Juwel wird bald wieder in seinem natürlichen Habitat unterwegs sein: dem Racetrack. Es ist der Höhepunkt einer langjährigen Leidenschaft, die ganz vernünftig begonnen hat.
Angefangen hat alles mit besorgten Eltern in Portugal. Ihr Sohn Manuel wollte sich nämlich als erstes Auto einen Sportwagen kaufen. Statt ihm den Kauf zu verbieten, boten die Eltern eine attraktive Alternative an. Sie würden ihm das erste Auto kaufen, solange es ein sicheres Fahrzeug sei. Und was ist sicherer als ein Volvo? So kam der damalige Student Manuel Ramoa zu seinem ersten Volvo, einem S40II. «Ich mochte die damals neue Form. Es war die erste Modellreihe, die nicht mehr so ‹boxy› war; das gefiel mir. Das Auto fährt übrigens heute noch in Portugal.»
Es bleibt in der Familie
Für den gebürtigen Portugiesen, der seit zehn Jahren in der Schweiz lebt und bei einem Pharmaunternehmen als IT Governance Risk & Compliance Manager arbeitet, war dies der Anfang einer lebenslangen Autoliebe: «Dieses Auto hat mich mit dem Volvo Virus infiziert.» Es war der erste Volvo einer ganzen Reihe von Modellen, vom Cabrio bis zum Kombi. «Alle meine Volvo Fahrzeuge sind noch in Familienbesitz. Ausser der C70, den gab ich in Zahlung für den Volvo S60R.»
Bei dieser Limousine handelt es sich um ein ganz spezielles Auto für den Familienvater. «Der blaue S60R war mein Traumauto, seit ich jung war. 2013 erfüllte ich mir den Jugendtraum und fand einen in Sonic Blue mit orangem (Atacama) Interieur.» Mit dem Baujahr 2007 war es die letzte produzierte Serie dieser Reihe. «Und er macht mir immer noch jeden Tag Spass.» Auch seine Frau hat er natürlich mit dem Virus angesteckt; sie fährt einen Volvo XC90.
Eine Art Stresstherapie
Was er an seinen Volvo Modellen am meisten schätzt? «Bei meinen Auto kann ich alles selbst reparieren. Das ist für mich eine Art Stresstherapie. Das Arbeiten mit den Händen ist der perfekte Ausgleich zu meinem kopflastigen Beruf. Es ist auch die ganze Architektur des Fahrzeuges, das schwedische Design und das technische Verständnis.» Kurz: «I love Volvo.»
Bis hierhin ist die Geschichte ähnlich wie bei vielen anderen Volvo Fans der Schweiz. Aber Manuel Ramoa interessierte sich immer mehr für seltene Volvo Rennfahrzeuge. Zum Beispiel für den Volvo S60, der an der «Swedish Touring Car Championship» ab 2001 mitfuhr. Als erster Fahrer nahm Rickard Rydell hinter dem Steuer Platz.
Mit dem Volvo auf die Rennstrecke – ein Reinfall
Wie er in den Besitz dieses legendären Autos kam? «Ich suchte einen Volvo, mit dem ich auch mal auf einen Racetrack kann.» Gefunden hat er das Rennauto 2018 in Norwegen, wo er zwischen 2010 und 2015 an der norwegischen GT4-Meisterschaft im Einsatz war. «Es war der allerletzte gebaute S60 STCC, also auch der offiziell letzte von Volvo Cars im Rennsport.» Der letzte einer Ära und einer der ersten einer neuen: «Lustigerweise war die Marke Polestar für die Beschaffung von Teilen für die Volvo Rennwagen zuständig, bevor sie zur Elektromarke wurde.»
Selbst ein rational denkender Mensch wie Manuel Ramoa lässt sich manchmal von seinen Emotionen überwältigen: «Ich habe ihn übers Internet gekauft, ohne ihn gesehen zu haben.» Das sollte sich als Fehler herausstellen. Nachdem er ihn importiert hat, ging Ramoa mit der Rennlegende auf den Racetrack. Dort merkte er schnell, dass der jahrelange Renneinsatz dem Auto schwer zugesetzt hatte. «Es war leider vieles in schlechtem Zustand. Darum habe ich ihn in meiner Garage mit Hilfe von Freunden total renoviert. Glücklicherweise hatte ich die Unterstützung eines ehemaligen Mitarbeiters von Volvo Motorsport, der viele Dokumente zum Fahrzeug organisieren konnte.”
Comeback in der Legenden-Rennserie
Gleich nach dem Fotoshooting geht der letzte schwedische Volvo Rennwagen nach Portugal, wo er in seinem natürlichen Habitat ausgewildert wird: «Er nimmt im Dezember 2021 an einer Legenden-Rennserie in Portugal teil. An der CNV Legends fahren vor allem Autos aus den Jahren 1990–2004, mit den Spezifikationen jener Racing-Ära.»
In Portugal steht aktuell ebenfalls Manuel Ramoas anderes Racing-Car. Es hat eine genauso interessante Geschichte. Es handelt sich um eines von fünf RECCE-Fahrzeugen, das als einziges von Rallye-Profis wie Colin McRae, Ken Block etc. gefahren wurde. Sie kamen zwischen 2002 und 2017 bei der WRC zum Einsatz. Mit diesem Autos fuhren die Profis Trainingseinheiten, um die Piste kennenzulernen.
Vom Artikel zum Roadtrip
Manuel Ramoa erfuhr aus einer portugiesischen Auto-Zeitschrift von den Rallye-Fahrzeugen. «Ich schrieb ein Mail an M-Sport (das WRC Team von Ford in England) und erkundigte mich, ob eines dieser Fahrzeuge zu verkaufen wäre. Und tatsächlich waren sie es! Allerdings gab es bereits eine Liste mit 20 Interessenten. So machte ich mir wenig Hoffnung … Nach einiger Zeit bekam ich dann wieder eine Mail, dass ich in der engeren Auswahl war. Ich solle ein Gebot abgeben. Meine Frau gab mir das Okay für mein Gebot, weil sie glaubte, dass ich es eh nicht bekomme. Doch dann klappte es tatsächlich.»
Den Transport des Rennautos in die Schweiz verknüpften die Ramoas mit einem Roadtrip nach Cumbria im Norden Englands, wo das Hauptquartier von M-Sport ist. Hier lud er ihn auf den Hänger seines Volvo XC90. «Mit dem S60 im Schlepptau fuhr ich sogar durch London.»
Kaum zuhause, hat sich das portugiesische Magazin, in dem er erstmals von diesen speziellen Rennfahrzeugen erfuhr, wieder gemeldet und lud ihn erneut ein zu einem Fotoshooting nach Portugal. «Bis jetzt bin ich mit ihm eigentlich nur zweimal gefahren, bevor ich ihn als Ausstellungsstück in ein Rallye Museum in Portugal gab.»
Film über Manuel Ramoas Volvo S60 Recce (Colin McRae)
Was kommt als nächstes?
Manuel Ramoas Leidenschaft hat kein Ende. In der Pipeline steckt ein Volvo 850R, den der Hobby-Mechaniker komplett neu aufbauen will. «Mir macht es Freude, in meiner Garage an den Fahrzeugen zu arbeiten. Manchmal kommen auch gute Freunde vorbei und helfen mir.» Wir bleiben an diesem spannenden Projekt auf jeden Fall dran.