Obwohl die Schweiz kein Land von Königen oder Kaiserinnen ist, so gibt es hier dennoch 600 Burgen und Schlösser. Von den meisten sind zwar nur noch Ruinen übrig, doch viele Schlösser und Burgen sind bis heute bestens erhalten – einige sind sogar virtuell zu besichtigen.
Hast du gewusst, dass es in den Kantonen Thurgau, Aargau, Bern, Waadt und im Wallis besonders viele Schlösser gibt? Jedes einzelne erzählt eine eigene abenteuerliche Geschichte, die an den meisten Orten gut dokumentiert und öffentlich zugänglich ist.
Die Schweizer Schlösser
25 Schweizer Schlösser und Burgen haben sich 2014 zu einem nationalen Verband zusammengeschlossen und setzen sich gemeinsam für den Erhalt ihrer kulturellen und historischen Bedeutung ein. Ihr Ziel ist es, Geschichte lebendig zu machen. «Unsere Tore sind für alle Menschen offen, die Freude an der fantastischen und vielfältigen Schloss- und Burgenwelt der Schweiz haben», verspricht der Verband «Die Schweizer Schlösser». Dazu gehören unter anderem:
Schloss Chillon, VD
Frankreich hat Versailles, Deutschland Neuschwanstein und die Schweiz das Schloss Chillon. Der Vergleich hinkt zwar, weil erstere Spinnereien von grössenwahnsinnigen Aristokraten waren, während das Château de Chillon in Veytaux, südöstlich von Montreux gelegen, schon immer eine Funktion hatte: ob als Fürstenresidenz, Verteidigungsburg, Zollstation, Zeughaus, Gefängnis, ja sogar Invaliden-Hospital. Das Schloss Chillon wurde vor rund tausend Jahren gebaut und gilt als eine der ältesten Wasserburgen der Welt. Beim Schloss handelt es sich übrigens auch um das meistbesuchte historische Gebäude der Schweiz – 2019 waren es rund eine halbe Million Personen.
Habsburg, AG
Die Habsburg ist heute nur noch ein Schatten ihrer selbst und wirkt mehr wie eine Trutzburg als das Stammhaus der wohl mächtigsten Aargauer Familie aller Zeiten. Von hier aus erhoben sich die Habsburger zum Imperium. Die vor ziemlich genau tausend Jahren erbaute Burg war der Aargauer Dynastie schon im 13. Jahrhundert zu klein und zu wenig repräsentativ. Heute ist die Habsburg ein Ort, an dem Geschichte erlebt werden kann. So gibt es auf dem Habsburger Königsweg die Geschichte der Habsburger zu begehen und auf der Burg ebenfalls Ausstellungen über den Alltag in der Burg sowie die Siedlungsgeschichte der Region zu erfahren.
Die virtuellen Schlösser
Zur Besichtigung von neun Schweizer Schlössern musst du nicht mal aus dem Haus gehen, sondern kannst sie ganz einfach virtuell begehen. Zuerst waren die ausgewählten Schlösser einzig mit VR-Brillen zu besichtigen, aber während des Lockdowns hat die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK) die Schloss-Erkundungen im Internet für alle frei zugänglich gemacht.
Weitere Schlösser aus allen Landesteilen sollen folgen. Zu den bestehenden gehören unter anderem:
Stockalperschloss Brig, VS
Kaspar Jodok von Stockalper hatte im 17. Jahrhundert das Monopol für den Warentransport über den Simplonpass, 1648 auch das Salzmonopol, was er mit hohen Zöllen schamlos ausnutzte. Mit Spekulationen und anderen Geschäften vermehrte er sein Geld und gewann zunehmend an Macht. Als Krönung baute er sich selbst das Stockalperschloss in Brig. Kein Privater der Schweiz konnte sich im 17. Jahrhundert einen grösseren Palast bauen lassen als der reiche Walliser. Doch es brachte ihm kein Glück, sondern nur Neider. Kaspar Jodok von Stockalper wurde enteignet und ins Exil geschickt. 1948 kam es in den Besitz der Stadt Brig und beherbergt seit 1960 das Rathaus.
Schloss Hallwyl, AG
Das Schloss Hallwyl ist eines der wohl schönsten Wasserschlösser der Schweiz. Die idyllische Schlossanlage erstreckt sich über drei Inseln im Naturschutzgebiet des Hallwilersees. Die Ausstellungen im über 900-jährigen Schloss dokumentieren die Baugeschichte und geben Einblick in die Lebenswelten der einstigen Besitzer, Familie von Hallwyl. Das alles kannst du normalerweise nur in den Sommermonaten geniessen – nun aber auch virtuell zu jeder Jahres- oder Tageszeit.
Titelbild: © iStock, David Taljat