Der hat doch einen Vogel: Ja, einen Papagei. Noah Gerig hat auch einen Bären aufgebunden – auf dem Rasendach seines Volvo 940 Turbos. Oder um es mit den Worten auf seinem Kotflügel zu verdeutlichen: «Da haut’s der de Nuggi use».
«Ursprünglich war der Volvo 940 Turbo in einem schönen Zustand – dunkelgrün. Bis mich mein Ex-Mitbewohner zu einem kleinen Make-Over überredete …» Beim Ex-Mitbewohner handelt es sich – wie könnte es anders sein – um den «Volvo 940 Influencer» Mike Vollenweider. «Am Anfang wollte ich nur einen Gepäckträger. Dann kam der Kunstrasen dazu und dann … Mikes Flex», scherzt der 27-Jährige, der übrigens gleich alt ist wie sein Volvo 940 Turbo.
«Es passt einfach für mich»
Der gelernte Schreiner fuhr bereits mehrere Volvo Modelle. Aber besonders angetan hat es ihm der Volvo 940 Turbo: «Ich fand den Kombi sofort toll zum Fahren. Es passt einfach für mich: Er ist gross, wenn ich mal etwas transportieren muss oder darin schlafen möchte, wenn wir auf Reisen gehen.»
Noah Gerig gehört zu der von uns als Volvo 940er-Gang bezeichneten Volvo Enthusiasten aus dem Säuliamt. Zusammen unternimmt die «etwas andere Fahrgemeinschaft» immer wieder Ausflüge. So nahm Noah mit Mike Vollenweider an der Cat.Trophy 2019 teil, war aber auch selbst schon auf grosser Reise: «Mit meiner Freundin fuhr ich letzten Sommer nach Kroatien. Geschlafen haben wir im Dachzelt. Im Kofferraum konnten wir alles mitnehmen, was wir wollten. Es war herrlich: Einfach ans Meer fahren, Kofferraum auf und geniessen.» Gab es Probleme? «Nein, keine.» Und das mit stolzen 330 000 Kilometer auf dem Tacho.
Auch der Zoll liess den auffälligen Kombi in Ruhe passieren. «Sie denken sich wohl: Wenn einer so ein auffälliges Auto fährt, dann muss es legal sein. In der Schweiz werde ich öfters angehalten, aber meistens nur, weil die Polizisten neugierig sind und mein Auto genauer anschauen wollen.» Sie würden auch nichts finden: «Genauso wurde er vorgeführt – die Prüfer fanden es zwar lustig, aber mein 940er kam ohne Beanstandung durch.» Doch Noah ist sich bewusst: «Ich weiss, dass der Tag kommen wird, an dem uns die MFK trennen wird.»
Captn Feel Good
Bis dahin macht Noahs Kombi vor allem gute Laune. Schliesslich steht «Feel Good» auch auf der Seitenflanke. Es war das erste, was er an seinem 940er verändert hat.
«Wir schliffen alles runter und deckten die Schrift ab. Aber es gefiel mir nicht, dass nur die eine Seite gerostet war. Dann hab ich die andere Seite auch abgeschliffen und rosten lassen.» «Captn Feel Real» steht nun da.
Und auf dem Kotflügel die Message: «Da haut’s der de Nuggi use». Das ist wohl die häufigste Reaktion der Passanten auf Noahs Auto.
Bruno und der Vogel
Wer genauer hinsieht, entdeckt viele kleine Details, wie zum Beispiel einen riesigen Teddybären auf dem Dach. Warum? «Er heisst Bruno. Den hab ich beim Entsorgen entdeckt. Ich dachte mir: Den kann man doch nicht einfach wegwerfen! Seitdem fährt Bruno mit …» Der hat doch einen Vogel, mögen einige denken. Und sie haben Recht: ein Papagei auf dem Dach.
Vielleicht soll dieser ja auch nur ablenken von Noahs «speziellem» Auspuffendrohr. Was damit passiert ist? «Diese Geschichte wollt ihr gar nicht hören …», lacht der Schreiner.
Destruktiv-Kunst
Kunst ist, was man darin sieht, heisst es. So gesehen ist dieses Fahrzeug ein Kunstwerk – eine metaphorische Kritik an der Hyper-Konsumgesellschaft, die wegwirft, was noch super funktioniert, obwohl es nicht so aussieht. Während der Volvo 940 für Zuverlässigkeit, Sicherheit und auch ein bisschen für Biederkeit steht, bricht Noahs destruktiver «Rat.Look» radikal mit diesen Adjektiven – zumindest äusserlich. Im Kern ist es ja immer noch ein Volvo 940; also zuverlässig, sicher und möglicherweise auch ein wenig bieder. Oder um es mit den Worten von Noah zu sagen: «Viele sehen es als Grossvater-Auto, ich find ihn cool. Er hat einfach Charme.» Finden wir auch!