Hast du gewusst, dass Weihnachten in Schweden das höchste Fest des Jahres ist? Und das schon lange, bevor es überhaupt Weihnachten gab. Davon zeugen noch heute Bräuche, die bis auf die nordische Mythologie zurückgehen.
Luciafest
Du weisst, dass die schwedische Weihnachtszeit begonnen hat, wenn weissgekleidete Mädchen brennende Kerzenkränze auf den Köpfen tragen. Das Luciafest am 13. Dezember läutet traditionell das Julfest ein. Nach dem gregorianischen Kalender handelt es sich bei diesem Datum um die dunkelste Zeit des Jahres. Umso heller erstrahlen die Lichter der Kinder-Prozession. Dabei trägt die älteste Tochter einer Familie ein weisses Gewand und einen brennenden Kerzenkranz auf dem Kopf. Ihr folgen weitere Mädchen, die Kerzen in den Händen halten.
Zur Prozession gehören auch Sternknaben, Pfefferkuchenmännchen und Wichtel. Traditionell werden sogenannte Lucialieder gesungen. Die Spezialität des Tages: Lussekatter und Pepparkakor.
Julbock
Schon die Wikinger feierten die Wintersonnenwende mit Ritualen. Überliefert ist bis heute die Präsenz des Julbocks, der aus der nordischen Mythologie stammt und einst den Wagen des Gottes Thor gezogen hat. An Heiligabend soll er in die Häuser eindringen und am weihnachtlichen Essen teilnehmen wollen. Besser man lehnt den sagenumwobenen Gast nicht ab: Der Julbock gilt als Glücks- und Fruchtbarkeitssymbol. Bis heute ist er ein beliebtes Weihnachtssymbol und gehört zur weihnachtlichen Dekoration.
Ob als kleine Strohfigur am Christbaum oder als Mega-Edition in Gävle. Seit 1966 wird dort zur Weihnachtszeit auf dem zentral gelegenen Schlossplatz (Slottstorget) ein gigantischer Julbock aufgestellt, der 13 Meter hoch in den Himmel ragt. Hier kann man ihn live beobachten.
Jultomte
Im ganzen Weihnachtstrubel darf das Geschenk für jemand ganz Besonderen nicht vergessen werden: der Wichtel. Der Tomte bewacht der Sage nach das Haus, den Hof und die Tiere; auf dass den Bewohnern nur Gutes widerfährt. Zum Dank für seinen Schutz stellt man dem Tomte an Weihnachten ein Schüsselchen mit Milch- oder Haferbrei inklusive Holzlöffel dorthin, wo er sich besonders wohl fühlt; also zum Beispiel im Stall bei den Tieren.
Vielleicht wohnt der Hauswichtel aber auch in der Werkstatt, ebenfalls ein bei Wichteln beliebter Ort. Egal wohin, Hauptsache, man vergisst ihn nicht: Wer diesem Brauch nicht Folge leistet und seinem Hauswichtel an Weihnachten kein volles Tellerchen hinstellt, der soll sich dem Aberglauben zufolge nicht darüber wundern, wenn er schon bald seine Autoschlüssel nicht mehr findet. Nur eine von vielen kleinen Racheaktionen eines enttäuschten Wichtels …
Seit dem 19. Jahrhundert gibt es in Schweden auch den Jultomte, eine Mischung aus Weihnachtsmann und Hauswichtel. Der «moderne» Weihnachtswichtel wurde so beliebt, dass er überall auf Weihnachtskarten zu sehen ist. Im Gegensatz zum ursprünglichen Tomte ist der Jultomte gut gelaunt und verschenkt grosszügig Geschenke an die Kinder.
Julfest
Der Heilige Abend ist der Höhepunkt der schwedischen Weihnachtszeit. Nach dem traditionellen Weihnachtsreigen um den festlich geschmückten Tannenbaum und dem ausgiebigen Julbord werden die Geschenke ausgepackt. Kinder tragen dabei als Dankeschön selbstgeschriebene Weihnachtsreime vor. Übrigens: An Weihnachten bleiben in Schweden die Türen den ganzen Abend lang geöffnet. Denn es ist Brauch, dass Nachbarn oder Freunde kleine Geschenke ins Haus legen.
Julbord
Bevor die Geschenke ausgepackt werden dürfen, wird reichlich gegessen. Und wie! Das Julbord ist der eigentliche Höhepunkt des Heiligen Abends. Das mehrgängige Festmahl besteht aus unterschiedlichen Delikatessen. Zur Vorspeise gibt es meist Variationen von Fisch und Meeresfrüchten, Wurst- und Räucherwaren sowie Salate. Zum Hauptgang warten traditionell schwedische Hackbällchen (Köttbullar), Stockfisch (Lutefisk) und die traditionelle Weihnachtswurst Julkorv auf. Beliebt ist ausserdem Schweinesülze und der Weihnachtsschinken (Julskinka), zu dem als Beilage Kartoffel-Sardellen-Gratin (Jansons Frestelse) serviert wird. Als Dessert gibt es süsse Kuchen- und Eisspezialitäten oder den schwedischen Reisauflauf Risgrynsgröt.
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