Als schweizweit bekannte Bloggerin, Podcasterin und Betreiberin einer Coaching-Praxis ist Kafi Freitag nie um Worte oder Ideen verlegen. Wenn doch, gibt sie eben Gas. Und zwar wortwörtlich.
«Ja, ich heiss wüki Kafi», schreibt Kafi Freitag auf ihrer Website. Wüki? «Wüki», bestätigt sie beim persönlichen Gespräch und rollt dabei scherzhaft mit den Augen. So bekannt die 46-jährige Bloggerin, Podcasterin und Betreiberin einer Coaching-Praxis dafür ist, Fragen zu jeder erdenklichen Lebenslage zu beantworten – diese eine Frage kann sie wohl nicht mehr hören. «Das steht so in meinem Pass», ergänzt sie noch, aber ihr Blick sagt: Sonst noch Fragen?
Bemerkenswerter als ihr Name ist ohnehin, wie sie daraus eine veritable Marke kreierte. Auf den verschiedenen Stationen ihres Lebens war die gebürtige Solothurnerin und heutige Zürcherin mal Anlageberaterin, mal Geschäftsführerin einer Modekette, assistierte an einer Schule für Heilpädagogik und beriet Politiker in Stilfragen, bevor sie 2011 mit ihrem Blog «Frag Frau Freitag» begann, Leserfragen mit Herz, Verstand und erfrischendem Humor zu beantworten – und damit eine völlig andere Richtung einschlug.
Aus dem erfolgreichen Blog wurde bald eine Kultkolumne auf dem Onlineportal watson.ch, und auf die Kolumne folgten der nicht minder erfolgreiche Podcast «Kafi am Freitag» sowie eine eigene, prozessorientierte Coaching-Praxis. Dort berät Kafi Freitag Unternehmen wie Einzelpersonen zu vielfältigen Themen – von Konfliktsituationen im Beruf und Burn-out bis hin zum Umgang mit Veränderungen im Privatleben. «Bloggerin», «Podcasterin», «Coach» – all diese Begriffe beschreiben nur unzulänglich, welche schillernde und komplexe Persönlichkeit hinter dem Namen steckt. Und deshalb: Na klar haben wir noch weitere Fragen!
Kafi Freitag, so ungewöhnlich wie dein Name ist auch dein Werdegang. Würdest du deine Zeit in der Finanz-, Mode- und Bildungsbranche als Selbstfindungsjahre bezeichnen oder bist du generell eine Getriebene?
Ich denke, es war Selbstfindung, im Sinne von: Umwege erweitern die Ortskenntnis. Ich spürte, dass ich in enge Strukturen schlecht hineinpasse, ich wusste damals bloss nicht so genau, wieso. Dass wahrscheinlich mein ausgeprägtes ADHS dahintersteckt, realisierte ich erst vor wenigen Jahren. Rückblickend fügen sich diese unterschiedlichen Stationen aber wie Puzzlesteine zusammen. Meine Haupttätigkeit ist heute das Coaching, und darin bin ich nur glaubwürdig, weil ich Einblick in verschiedene Bereiche hatte und eine gewisse Lebenserfahrung mitbringe. Was sich dafür wie ein roter Faden durch meinen Lebenslauf zieht, ist die Arbeit mit Menschen. Sowohl in der Anlageberatung und Heilpädagogik als auch beim Coaching braucht man ein sehr gutes Gespür dafür, wer sein Gegenüber ist, welche Werte diese Person vertritt und wo die wichtigsten Themen liegen.
Bekannt geworden bist du mit deinem Blog «Frag Frau Freitag», aus dem später eine Kolumne bei watson.ch wurde. Wie kamst du überhaupt auf die Idee, Antwort auf Alltagsfragen zu geben?
Ich wollte unbedingt schreiben, weil ich das schon immer gut konnte. Anstatt wie in einem Prinzessinnentraum darauf zu warten, dass ich von den klassischen Medien entdeckt werde, schenkte ich mir 2011 einen eigenen Blog. Und weil ich viel zu vielseitig interessiert bin, um mich auf ein bestimmtes Thema festzulegen, liess ich mir halt von den Lesern die Themen respektive Fragen vorgeben.
Seine Meinung zu Alltagsfragen äussern – könnte das nicht jeder?
Können schon, aber ich habe es halt getan. Was mich legitimiert, ist, dass ich gefragt werde. Es gibt unzählige Kolumnen und Blogs, in denen die Autoren ihre Meinung ungefragt zu einem Thema äussern. Das erscheint mir viel anmassender.
Hattest du über alle Themen hinweg so etwas wie eine Hauptbotschaft?
Im Laufe von sieben Jahren beantwortete ich mehr als 1000 Fragen, aber die Message lautete eigentlich immer: Hör auf dich, vertrau auf dich und steh zu dir. In letzter Konsequenz musst du es allein dir selbst recht machen.
Als Ratgebende trägst du auch eine gewisse Verantwortung. Wie gehst du damit um?
Ich war – und bin – mir der Verantwortung voll bewusst. Gerade, wenn es um heikle Themen wie eine Scheidung geht, kann und will ich niemandem sagen, was er oder sie zu tun hat. Aber ich kann eine Hilfestellung leisten, damit jeder seine eigene Wahrheit findet. Genau so sehe ich das auch bei meinem Podcast «Kafi am Freitag», in dem ich mit meiner Freundin Sara Satir verschiedene Lebensthemen diskutiere. Und erst recht in meiner Coaching-Praxis, wo ich Menschen bei ihrer Suche nach Antworten sehr persönlich und über längere Zeit begleite. Mein grösstes Anliegen lautet Eigenverantwortung, das schwebt über allem.
Fällt dir die Eigenverantwortung manchmal selbst schwer?
Nein, damit habe ich wirklich nie gehadert, schon als Kind nicht. Und so weiss ich: Wenn es etwas gibt, das ich anderen mitgeben kann, dann den Mut, für sich selbst einzustehen.
Gehst du bei einem Coaching eher strategisch oder intuitiv vor?
Natürlich habe ich zahlreiche Ausbildungen absolviert, um Firmen und Einzelpersonen professionell coachen zu können. Aber ich lasse mich dabei auch von meiner Intuition leiten.
Ist es ein Klischee, zu sagen, dass Intuition eine typisch weibliche Qualität ist?
Ich denke, ja. Wir alle werden mit Intuition geboren und trainieren sie uns im Laufe der Zeit leider ab, weil in unserer Welt Kopfentscheide stärker gewichtet werden als Bauchentscheide. Dabei weiss man, dass die besten Entscheide eine Kombination von beidem sind. Wir Frauen sind vielleicht stärker in den Emotionen, und da ist der Weg zur Intuition kürzer. Aber Männer können genauso intuitiv sein, sogar die erklärten Zahlenmenschen unter ihnen. Der Chef einer Versicherung erzählte mir einmal, dass er Zahlen und Statistiken zwar berücksichtige, letztlich aber auf sein Gespür vertraue. Das hat mich durchaus überrascht.
Wer deinen Blog kannte und deine Podcasts verfolgt, glaubt, auch ein gutes Gespür für dich zu haben und zu wissen, wer du bist. Trügt dieser Eindruck?
Ich höre oft von meinen Coaching-Klientinnen und -Klienten: Du bist genau so, wie ich dich im Podcast wahrgenommen habe! Was und wie ich mich zu einem Thema äussere, sagt viel über mich aus – aber längst nicht alles. Gerade, weil ich so einiges von mir persönlich preisgebe, bin ich sehr streng damit, was ich beschütze. Ich zeige zum Beispiel nie mein Kind oder meinen Partner und mache auch keine Homestorys. Das wäre mir zu nah.
Inwiefern betrifft dich das Thema Mobbing im Internet, das aktuell sehr oft in den Medien diskutiert wird?
Glücklicherweise gar nicht. Ich weiss offen gesagt nicht genau, wieso. Mein Podcast ist nicht gescriptet. Da kommt es auch mal zu emotionalen, politisch vielleicht nicht so korrekten Äusserungen, von denen ich manchmal selber denke: «Ups, wenn das mal keinen Shitstorm auslöst!» Ich kann es mir nur so erklären, dass ich mit all meinen Formaten sehr aufrichtig bin, durch meine Authentizität wenig Angriffsfläche biete und mich von Kritik nicht provozieren lasse. Die Leute tragen meinen Inhalten Sorge, dafür bin ich sehr dankbar.
Sehr emotional diskutiert wurde in deinem Podcast natürlich auch das Thema Corona. Was hat die Pandemie bei dir persönlich bewirkt?
Dass ich mich als Teil der Risikogruppe schon vor dem ersten Lockdown in Quarantäne begab, meine Praxis auf Online-Coaching umstellte und mich erst als vollständig Geimpfte wieder aus dem Haus traute. Wobei ich mich damals wie eine Ausserirdische fühlte, die die Welt mit Staunen betrachtete: Oh, hier hat ein neuer Laden eröffnet, aha, dort muss ich jetzt schon draussen anstehen! Mein Sohn fand es natürlich sehr lustig, als er mich anfangs an die Hand nehmen musste.
Wie konntest du diese Zeit für dich selbst nutzen?
Ich konnte gemeinsam mit meinem Mann und weiteren Partnern die Plattform Binenand kreieren, wo sich Alleinstehende während des ersten Corona-Jahres austauschen konnten, um nicht zu vereinsamen – wir erhielten bei dem Launch unglaublich viel Promi-Unterstützung. Und ich habe mich selbst besser kennengelernt, habe gemerkt, dass ich zum Glücklichsein viel weniger brauche, als ich dachte, schon gar keine Reisen. Ich muss aber gestehen, dass ich sehr privilegiert bin. Ich habe eine grosse Wohnung, plus eine kleine Zweitwohnung in einem Bauernhaus auf dem Land und kann mich in meine Praxis zurückziehen. Somit habe ich ganz bestimmt weniger gelitten als andere, die so lange auf engstem Raum eingesperrt waren.
Welche Rolle hat dein Volvo als Rückzugsort gespielt?
Eine grosse – aber nicht erst seit Corona! In meinem Volvo V90 Recharge bin ich sehr konzentriert und fokussiert. Es ist der einzige Ort, an dem ich nicht ständig in Versuchung gerate, rasch noch etwas zu erledigen. Um mir neue Ideen und Konzepte auszudenken, gibt es für mich nichts Besseres als lange Autobahnfahrten.
Muss es dazu ausgerechnet ein Volvo sein?
Ich habe zu der Marke eine langjährige und innige Beziehung. Als mein Sohn Konstantin vor gut 17 Jahren zur Welt kam, hatte ich plötzlich ein verstärktes Bedürfnis nach Sicherheit. Um das zu beschützen, was mir am wertvollsten war, wollte ich das sicherste Auto der Welt. Mein damaliger Mann – nebenbei gesagt Besitzer eines Volvo P1800 – fuhr mit meinem kleinen Italiener fort und brachte stattdessen einen Volvo V70 heim. Der Wagen war bereits uralt und sah ziemlich ramponiert aus, aber ich fühlte mich in diesem Auto auf Anhieb wohl und beschützt. Da habe ich mich in die Marke verliebt.
Ist das Thema Sicherheit nicht zu rational, um sich deswegen zu verlieben?
Im Gegenteil, das Thema ist für mich hoch emotional! Im Strassenverkehr kann so viel passieren. Eine Sekunde Unachtsamkeit, und das Leben ist nie wieder, wie es zuvor war. Ich bin mir dessen stets bewusst, darum schätze ich all die aktiven Sicherheits-Features von Volvo sehr. Sie korrigieren menschliche Fehler und verhindern damit das Schlimmste. Dabei geht es nicht nur um meine persönliche Sicherheit, sondern um Rücksichtnahme und Verantwortung im Allgemeinen. Volvo verkörpert für mich diese gesellschaftlich doch sehr relevanten Werte wie keine zweite Automarke.
Fotos: © Ruben Sprich