Mitte der 1960er-Jahre wagte Volvo einen legendären Stilbruch – es entstand das erste Modell mit Ecken und Kanten. Die scharf gezeichneten Linien hielten sich bis in die 1990er-Jahre und wurden stilbildend für den Design-Charakter von Volvo.
Volvo 142/144/145 (1966–1974) – funktional schön
«Das Funktionelle ist oft das Schöne. Funktionale und vernünftige Lösungen sind oft die attraktivsten», pflegte Volvo Chefdesigner Jan Wilsgaard zu sagen. Er wagte einen kompletten Stilbruch, der so radikal war, dass die Kunden Bauklötze staunten, als 1966 der Volvo 144 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Statt rund gab es nun eckig – mit Kanten zum Schneiden scharf.
Und trotzdem war die 140er-Baureihe aerodynamischer als andere, dynamischer erscheinende Konkurrenzmodelle. Die zeitlose Linienführung hielt sich in weiterentwickelter Form bis in die frühen 1990er-Jahre. Der Volvo 144 war nicht nur elegant, praktisch und zuverlässig, sondern auch sicher. So hatte die Karosserie Knautschzonen vorn und hinten und es gab eine fortschrittliche Bremsanlage mit Scheibenbremsen. Im Innenraum gab es keine vorstehenden Teile mehr. Das gefiel den Käuferinnen und Käufern. Über 1,2 Millionen Mal verkaufte sich die 140er-Reihe in allen Modellvarianten (142/144/145) bis 1974.
Volvo 164 (1968–1975) – der Einstieg in die Oberklasse
«Das Luxus-Auto, das zeigt, dass Sie mehr als nur Geld haben.» Mit diesem Slogan wurde der Volvo 164 in den USA beworben. 1968 kam mit dem Volvo 164 ein Modell auf den Markt, das als der schönste Wurf der Volvo Designlegende Jan Wilsgaard gilt. Basierend auf dem Mittelklassemodell Volvo 140, war der 164 der Einstieg in die Oberklasse. Sechs Zylinder, verlängerter Radstand, Halogenscheinwerfer und ein Kühlergrill wie ein Schlosstor: Schon auf den ersten Blick wurde klar, dass es sich beim Volvo 164 um mehr als nur einen luxuriösen Volvo 140 handelt.
Volvo P1800 ES (1971–1973) – es war einmal …
… anfangs der 1970er-Jahre, als der Volvo Chefdesigner Jan Wilsgaard den Auftrag bekam, einen Nachfolger für den Volvo P1800 S zu entwerfen. Er entwarf ein Shooting-Brake, das wegen seines hohen Fensteranteils spöttisch als «Schneewittchensarg» bezeichnet wurde. Das Sportkombi gefiel – sehr sogar. Es ging weg wie warme Semmel. Doch die Euphorie dauerte nur zwei Jahre. Es war allerdings nicht die böse Schwiegermutter, die seiner Schönheit neidisch war, sondern neue Sicherheitsbestimmungen in den Vereinigten Staaten, die 1973 den Volvo P1800 ES in den Dornröschenschlaf versetzten.
Volvo 240 (1974–1993) – der erfolgreichste Volvo aller Zeiten
«Der Volvo 240 ist geräumig wie ein Bus, praktisch wie ein Schweizer Messer und solide wie ein Panzer», schrieb ein deutscher Autojournalist über den Volvo 240. War genau das sein Erfolgsgeheimnis? Denn kein anderes Volvo Modell wurde in der Firmengeschichte mehr verkauft als die Volvo 240/260er-Reihe. Fast 2,9 Millionen Exemplare rollten in die Welt hinaus. Einzigartig ist auch, dass der Volvo 240 sogar seinen eigenen Nachfolger – den 1982 eingeführten Volvo 740 – um ein Jahr überlebte. Kein anderes Volvo Modell wurde so lange gebaut: von 1974 bis 1993.
Der Volvo 240 setzte 1976 in den USA auch neue Sicherheitsstandards. Die US Traffic Safety Administration, NHTSA, hielt bis in die späten 1990er-Jahre an diesem Standard fest.
Sicherheit kann auch cool sein: Sowohl David Bowie fuhr einen Volvo 262 wie auch Kurt Cobain (244). Apropos Showbiz: Über 3300 Auftritte in Filmen, Serien oder TV-Produktionen zählt die Datenbank IMCDb.org von dieser Modellreihe.
Doch das beste Abenteuer erlebte ein Volvo 245 DL im Jahr 1980. Die zwei Kanadier Garry Sowerby und Ken Langley wollten mit dem Volvo Kombi um die Welt. Und zwar schneller, als es jemals jemand vor ihnen getan hatte. Der damalige Rekord lag bei 102 Tagen. Sie schafften es im Volvo 245 DL in 74 Tagen und 51 Minuten und gingen damit ins Guinness-Buch der Rekorde ein.
Auch was die Nachhaltigkeit angeht, setzte diese Modellreihe neue Massstäbe. Volvo baute 1976 erstmals Dreiwege-Katalysatoren und Lambdasonden ein. Mit der Lambdasonde verschwanden 90 Prozent der schädlichen Gase im Katalysator.
Hier geht es zum Überblick über die 12 Teile der faszinierenden Firmengeschichte von Volvo