Noch ist der Anteil von Windkraft in der Schweiz verschwindend klein – im Gegensatz zum Rest von Europa. Doch Windenergie ist besonders im Winterhalbjahr eine bedeutende Stromquelle und eine Chance mit Potential.
Die Schweiz erlebt derzeit einen wahren Solar-Boom. Doch es gibt noch weitere alternative Energiequellen, die nachhaltigen Strom produzieren; insbesondere dann, wenn die Sonne nicht scheint. Dazu gehört unter anderem die Windenergie, die hierzulande buchstäblich im Schatten der solaren Energiegewinnung steht.
Weit unter europäischem Niveau
Rund 40 grosse Windenergieanlagen gab es in der Schweiz im Jahr 2020. Diese befinden sich vom Jurabogen über das Mittelland bis zu den Voralpen und Alpen. Die Leistung aller Anlagen liegt bei 87 Megawatt (MW), die Jahresproduktion betrug 2020 rund 146 Mio. Kilowattstunden (kWh). Dies entspricht etwa dem Verbrauch von 40 000 Schweizer Haushalten oder rund 0,2 % des gesamten Stromverbrauchs der Schweiz. Im Vergleich: In Europa deckt die Windenergie rund 16 Prozent des gesamten Strombedarfs.
Leistung, wenn sie gebraucht wird
Die Leistung von Windkraftwerken hängt natürlich in erster Linie vom Wind ab, aber auch von der Grösse des Windrades. Eine Anlage mit einer Höhe von 150 Metern und einer Flügellänge von etwa 50 Metern versorgt ca. 2000 Haushalte mit Strom. Um die gleiche Energie mit Solarstrom herzustellen, bräuchte es dafür Photovoltaikanlagen in der Grösse von sechs Fussballfeldern. Allerdings nur, wenn die Sonne scheint.
Im Winter, wenn Schnee und Eis sowohl die Kapazitäten bei der Wasserkraft als auch bei der Solarenergie einschränken, ist die Windenergie eine effiziente Alternative. Also gerade dann, wenn die Schweiz den höchsten Stromverbrauch hat und von Importen am meisten abhängig ist, könnte Windkraft die Lücke schliessen. Denn für Windenergieanlagen sind die Wintermonate am ergiebigsten – in der Schweiz gibt es dann am meisten Wind. So fallen etwa zwei Drittel der Jahresproduktion im Winterhalbjahr an.
Gute Erfahrungen im Nachbarland
Im Vergleich zum ebenfalls alpinen Nachbarland Österreich, das 13 Prozent des gesamten Energiebedarfs mit Windkraft abdeckt, ist es hierzulande noch nicht mal annähernd 1 Prozent. Windenergie hat in der Schweiz also noch ein hohes, ungenutztes Potential.
Die Vorurteile, dass Windräder laut seien, widerlegen Messungen aus Deutschland. Sie sind sogar leiser als der Geräuschpegel in einem Büro. Diese Lärmemissionen sind demnach auch für die Wild- und Nutztiere kein Problem. Wie die Studien zeigten, haben sich die Tiere schnell an die Windräder gewöhnt und sie nicht weiter beachtet.