Rund 220 Kilometer lang ist die dritte Etappe der E-Grand Tour of Switzerland – rund 80 Kilometer mehr mit den von uns empfohlenen Abstechern. Die Route führt von St. Moritz ins südlichste Tessin. Oder mit anderen Worten: viel Vergnügen.
Silsersee / Julierpass
St. Moritz bezeichnet sich zwar als Top of the World (1822 M.ü.M.), doch die Tour geht bei Silvaplana noch höher hinauf bis zum Julierpass auf 2284 M.ü.M. Schon die Römer nutzten den Pass, wie Säulen auf der Passhöhe beweisen.
Zuerst allerdings empfehlen wir einen kleinen Abstecher zum zauberhaften Silsersee, dem Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt verfallen sind.
Der Julierpass rühmt sich, die erste geteerte Hochalpenstrasse der Schweiz gewesen zu sein. Zwischen 1935 und 1940 fanden die Strassenbau- und Asphaltierungsarbeiten statt. Umso erstaunlicher, weil im Kanton Graubünden Autos zwischen 1900 und 1925 verboten waren. Heute gehört der Julierpass zur wichtigsten Verbindung ins Engadin.
Marmorera Stausee
Auf dem Weg runter nach Bivio gewinnst du durch das Rekuperieren Energie für deine Batterien zurück, bevor du zum Stausee Marmorera kommst. Dort, wo heute der Stausee ist, standen bis 1949 eine Kirche, eine Schule, 29 Wohnhäuser und 52 Ställe. Nachdem alle Bewohner und Bewohnerinnen von Marmorera umgesiedelt wurden, flutete man 1954 das Dorf. Bis heute liegen die Ruinen auf dem Grund des Stausees.
Tiefencastel / Landwasser-Viadukt
Für ein UNESCO-Welterbe und einen der meistfotografierten Spots der Schweiz lohnt sich der kleine Abstecher bei Tiefencastel zum Landwasser-Viadukt abseits der Albulastrasse. Doch eigentlich führt die E-Grand Tour in die andere Richtung und von Tiefencastel über nach Thusis.
Viamala
Die rund acht Kilometer lange Schlucht ist mythisch, wild und galt lange als unbezwingbar. Die wilde Gischt spritzt in die Höhe, als brodle darunter ein Höllenfeuer. Oder wie Johann Wolfgang von Goethe 1788 schrieb: «Die Viamala ist der schauerlichste Felsenpass in der ganzen Schweiz.» Ein Besucherzentrum erzählt die Geschichte dieser beschwerlichen Handelsroute und erklärt die ursprünglichen Wanderwege, römischen Pfade, historischen Brücken, Felsenpfade und -traversen etc.
Andeer / Splügen
Andeer und Splügen sind typische Säumer-Dörfer entlang der römischen Handelsroute Via Spluga, die man heute als historischen Pfad begehen kann. Auch wenn die Autostrasse die Ortschaften heute umfährt, ist ein Halt sehr zu empfehlen. In Andeer gibt es beispielsweise eine 700-jährige Mineralquelle, wo man im Mineralbad baden kann. Von hier geht es auch zum Naturpark Beverin, der vier Talschaften umfasst. Wer die Vergangenheit erleben will, der kann in Splügen in einem historischen Baudenkmal übernachten. Und zwar dort, wo vor 600 Jahren die Sustmeister die Ware auf Säumer und Lasttiere zum Transport über den Splügenpass verteilten.
San Bernardino / Misox
Föhrenwälder, Sümpfe und eine einzigartige Naturlandschaft: Das alles sieht man nur, wenn man nicht durch den Strassentunnel, sondern über den San Bernardino Pass reist. Die Passstrasse ist nur im Sommer geöffnet, dafür im Winter ein Wintersportparadies. Hier oben gibt es sensationelle Wanderrouten sowie abgefahrene Mountainbike-Strecken. Von der Passhöhe kannst du deinen Volvo C40 Recharge richtig schön rekuperieren lassen – fast 2000 Höhenmeter. Auf dem Weg durch das Misox gleitest du an der Burgruine des Castello Mesocco vorbei. Stolz thront die ehemals grösste Burganlage der Schweiz auf einer Felsnase und bildete vom 13. bis 16. Jahrhundert das Zentrum des Tals. Die Burg galt als uneinnehmbar und wurde auch nie erobert – ausser vom Zahn der Zeit.
Bellinzona / Tre Castelli
Schon in der Römerzeit war Bellinzona ein strategisch wichtiger Ort. Wie wichtig er während des Mittelalters wurde, davon zeugen noch heute die drei Burgen Bellinzonas. Seit dem Jahr 2000 gehören sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wer die Batterien seines vollelektrischen Volvo aufladen will, der könnte den Stopp gleich mit einem Besuch dieses Weltkulturerbes verbinden. Nur eineinhalb Stunden dauert die knapp 5,5 Kilometer lange Rundwanderung zu den drei Burgen von Bellinzona, die auch eine kleine Stadtwanderung ist. In den alten Gemäuern tauchst du regelrecht in die Vergangenheit ein, als sich Mailändische Herzöge mit den Eidgenossen um die Handelsrouten in die Lombardei stritten.
Locarno / Ascona / Verzascatal
Eigentlich führt die offizielle Strecke der E-Grand Tour geradeaus weiter ins Sottoceneri. Doch eine Schlaufe nach Locarno empfiehlt sich nicht nur wegen der Piazza Grande, der Seepromenade und den hübschen Cafés, sondern auch wegen der Wallfahrtskirche Madonna del Sasso in Orselina. Und natürlich dem Hausberg, dem Monte Cardada und seinem einzigartigen Ausblick.
Ascona ist und bleibt der Deutschschweizer Sehnsuchtsort Nr. 1. Hier lohnt sich insbesondere ein Ausflug auf den Monte Verità. An diesem Ort lebte vor über hundert Jahren die erste Hippie-Kommune der Welt.
Auf dem Rückweg ist ein Ausflug ins Verzascatal ein Muss. Spätestens seit Social Media ist die Römerbrücke bei Lavertezzo kein Geheimtipp mehr.
Monte Tamaro
Eigentlich könnte man im Tessin überall einen Stopp machen, aber so kommt man ja nie ans Ziel. Ein Halt in Rivera empfiehlt sich aber aus mehreren Gründen: Zum einen wegen des Splash & Spa Wasserparks, zum anderen wegen des Monte Tamaro. Auf dem Berg gibt es nicht nur eine einzigartige Aussicht, sondern auch die Kirche Santa Maria degli Angeli. Auf den ersten Blick ist der massive Bau ein fast schon brutalistischer Bruch mit der Lieblichkeit der Natur. Doch je mehr man sich mit der von Stararchitekt Mario Botta gebauten Marienkirche beschäftigt, umso faszinierender wird sie.
Morcote
Kann ein einziges Dorf so bezaubernd sein? Morcote wird sogar noch spektakulärer, je höher man die vielen hundert Treppen hochsteigt. Ob zur Wallfahrtskirche Santa Maria del Sasso oder zu einem der schönsten Gärten der Schweiz, dem Parco Scherrer. Nicht umsonst wird Morcote die «Perle des Ceresio» genannt. Schon lange vor dem Tourismus war Morcote bekannt als Wallfahrtsort. So schön das alte Städtchen zu Fuss zu erkunden ist, erst vom Schiff aus eröffnet sich einem das Gesamtbild dieses Dorfes, das einem Kunstwerk gleicht.
Montagnola / Lugano
Lugano liegt an den nördlichen Ufern des Lago di Lugano, eingebettet zwischen dem Monte Brè und dem Monte San Salvatore. Von letzterem gibt es eine schöne Wanderung nach Montagnola am «Collina D’Oro». Es wäre einfach nur ein hübscher Ort, hätte hier nicht der weltweit meistgelesene deutsche Schriftsteller vier Jahrzehnte lang gelebt und seine grössten Meisterwerke geschrieben. Ein Museum und der Hermann-Hesse-Rundweg erinnern an den Literaturnobelpreisträger.
In Lugano erwartet dich ein verkehrsfreier historischer Stadtkern mit Bauten im lombardischen Stil, Museen und eine mit Palmen gesäumte Seepromenade. Kurz: Lugano ist die Stadt gewordene Einladung zum mediterranen Lebensgefühl. Dazu gehört auch die die Kirche Santa Maria degli Angioli. Sie enthält das wohl berühmteste Renaissance-Fresko der Schweiz. Die «Leidensgeschichte und Kreuzigung Christi» wurde im Jahr 1529 von Bernardino Luini geschaffen – einem Schüler von Leonardo da Vinci.
Bilder: © iStock