Vom Genfersee zum Neuenburgersee: Die sechste Etappe führt durch die herrliche Westschweiz. Nicht nur landschaftlich ist diese Region der Schweiz faszinierend, sondern auch ihre wirtschaftliche Geschichte, die von der Blüte der Uhrmacherkunst bis zur Verbannung der Grünen Fee geht.

Morges
Kaum unterwegs, schon der erste Stopp. Aber es lohnt sich. Morges empfiehlt sich als Etappenziel, weil es die erste Schweizer Ortschaft ist, die sich als Slow-Destination bezeichnet. Die Stadt am Ufer des Genfersees bietet nicht nur einen einzigartigen Ausblick auf das Mont-Blanc-Massiv, sondern hat neben dem Savoyen-Schloss aus dem 13. Jahrhundert auch eine wunderschöne Altstadt zu bieten.
Aubonne
Schon von weitem ist Aubonne zu erkennen. Der weisse, runde Turm, dessen Erbauung auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, dominiert das Städtchen. In den belebten, engen Gassen mit den historischen Gebäuden und den Weinbergen bekommen die Besucher eine Ahnung, wie es hier vor hunderten von Jahren ausgesehen hat. In Aubonne entstand 1963 das erste Arboretum der Schweiz. Im Park Arboretum du Vallon de l’Aubonne gibt es eine Sammlung von rund 4000 Baum- und Straucharten aus allen Kontinenten zu sehen.

St-George
Saint-George ist einer der coolsten Orte der Schweiz. Auf 1290 Metern über dem Meer gelegen, befindet sich auf einer Länge von 20 Metern und 12 Metern Breite eine unterirdische Eisgrotte. Die Wände sind ständig vereist oder mit Schnee bedeckt. Zu besichtigen ist der natürliche Kühlkasten von Frühling bis Herbst. Saint-George ist auch ein idealer Ausgangspunkt in den Parc Jura Vaudois, zu dem 30 Gemeinden gehören, die auf einem Gebiet von 531 km2 vereint sind. Der Naturpark setzt sich für das natürliche und kulturelle Erbe der Region ein.
Le Sentier
Die Ortschaft im Vallée de Joux liegt 1000 Meter über dem Meer und gilt als Wiege der Uhrmacherei. Das Museum «Espace Horloger» gibt einen interaktiven Einblick in die 300-jährige Geschichte des Uhrmacherhandwerks und wie es dazu kam, dass ausgerechnet ein Tal im Waadtländer Jura zur Hochburg der Uhrenindustrie wurde. Bis heute befinden sich hier Manufakturen der edelsten Uhren der Welt. Die Gegend um Le Sentier ist äusserst abwechslungsreich. Neben einer Vielzahl an schönen Wanderwegen ist die Umgebung auch für ihre Velotouren bekannt. Wer eine Abkühlung sucht, darf einen Sprung in den prächtigen Lac de Joux wagen. Der See zieht wegen seiner Lage auch Windsurfer, Segler und Wasserskifahrer an.
Vallorbe
Der Flussverlauf der sonst so sanften Orbe wird hier zur Naturgewalt. Es donnert das Wasser lautstark in die Schlucht, es drängelt sich durch enge Spalten, rast gnadenlos durch Stromschnellen, prallt an schroffen Felsklippen ab – und stürzt über teils mehrstufige Wasserfälle, von denen der Saut du Day am eindrücklichsten ist. Wer dem Pfad entlang der Orbe folgt, wird nicht enttäuscht. Der Weg ist zum Teil so nah am Wasser gebaut, dass einem die Gischt der wilden Orbe das Gesicht benetzt.


Yverdons-les-Bains
Vorsicht, dieser Halt könnte dich in eine andere Dimension beamen. Denn in Yverdons-les-Bains steht das weltweit einzigartige Science-Fiction-Museum Maison d’Ailleurs. Das 1976 eröffnete Maison d’Ailleurs in Yverdon-les-Bains ist das einzige Schweizer Museum, in dessen Mittelpunkt Wissenschaft, Kunst und Fantasie stehen. Zweimal im Jahr organisiert das Museum eine neue Ausstellung, die aus den 130 000 Exponaten ihrer Sammlung und Objekten internationaler Künstler zusammengestellt wird. Der mit dem Museum verbundene Espace Jules Verne zeigt eine der bedeutendsten Ausstellungen über die Werke des französischen Autors, der mit seinen Abenteuergeschichten die Technologie der Zukunft vorwegnahm.


Sainte-Croix – Les Rasses
Die prächtigen Bauten entlang der einst wichtigen Salzstrasse stehen bis heute. Die Via Salina folgt dem Weg des Salzes von Arc-et-Senans im französischen Jura bis nach Bern. Nirgends ist die alte Salzstrasse so gut erhalten wie bei Vuitebœuf im Waadtländer Jura. Zahlreiche in Stein geschlagene Karrgeleise (Wagenspuren) zeugen davon.
In Sainte-Croix steht ausserdem das Spieldosen- und Automatenmuseum. Seit der Erfindung der Musikdose im Jahr 1796 durch den Uhrmacher Antoine Favre-Salomon wurde Sainte-Croix zur Welthauptstadt der mechanischen Musik.
Môtiers, Val de Travers
Es ist ein magisches Getränk, das seit dem 18. Jahrhundert im Val de Travers ursprünglich als Heilelixier auf Wermut-Basis gebraut wurde. Doch Absinth heilte nicht nur, Absinth inspirierte auch. Von Hemingway, Picasso, Toulouse-Lautrec über van Gogh bis hin zu Oscar Wilde; sie alle liebten den bitteren Saft, der 1915 verboten wurde. Heute ist die Herstellung in der Schweiz wieder erlaubt. Das Tor in die andere Welt befindet sich im mittelalterlichen Dorf Môtiers. Von dort geht’s ins Val de Travers, das bekannt ist für seine sagenumwobenen Legenden, Mythen und immer wieder diese Grüne Fee, die hier in einer Zwischenwelt von bizarrer Schönheit wohnen soll.

Creux du Van
Senkrecht fallen die bis 160 Meter hohen Karstklippen ab und rahmen eine vier Kilometer lange Felsenarena ein. Im Talkessel spriesst eine arktisch-alpine Flora. Das 25-Quadratkilometer-Schutzgebiet dient Luchsen als Jagdrevier, während Gämse und Steinböcke auf den Vorsprüngen umherkraxeln. Gute Kondition sollten auch die Wanderer mitbringen. 14 Kilometer lang dauert der Aufstieg. Aber es lohnt sich: Die Aussicht auf die bizarre Felsformation ist schöner als jeder Social-Media-Hashtag.
Neuenburg
Ziel der sechsten Etappe ist Neuenburg. Die prächtige Stadt mit der herrlichen Seepromenade ist ein Touristenmagnet. Sehr interessant ist auch das archäologische Museum Laténium an den Gestaden des Neuenburgersees. Dort befinden sich zahlreiche Artefakte, die aus der Eiszeit stammen. Im Aussenbereich stehen Nachbildungen von Pfahlbauten.
Gleich daneben befindet sich mit dem Hotel Palafitte ein aussergewöhnliches Hotel. Die «Zimmer» stehen auf Pfählen im See und Leitern führen direkt ins Wasser.
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