315 Kilometer lang ist die letzte Etappe der E-Grand Tour of Switzerland. Sie führt von Bern übers Emmental, durchs Entlebuch nach Luzern und vom Bürgenstock übers Rütli nach Einsiedeln und via Rapperswil zurück nach Zürich.
Burgdorf
Vollgeladen geht es von Bern nach Burgdorf. Eigentlich ist Burgdorf kein Dorf, sondern eine Stadt, und die Burg ist eigentlich ein Schloss. Aber unbestritten ist Burgdorf einen Besuch wert. Die romantische Altstadt am Ufer der Emme gilt als Tor zum Emmental. Darüber wacht das Schloss Burgdorf, dessen Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückgeht. Im Schloss befindet sich neben einem Restaurant und einem Museum auch eine Jugendherberge.
Lueg, Affoltern im Emmental
Egal, wohin man schaut: Das Emmental ist einfach schön. Sanfte Hügel, hinter denen sich prächtige Berge aufbauen, während wunderschöne alte Bauernhäuser die Strassen säumen. Auf dem Aussichtspunkt Lueg zeigt sich das Emmental von seiner allerschönsten Seite. Von Lueg ist es nur einen Katzensprung bis zur Schaukäserei in Affoltern. Hier kannst du nicht nur sehen, wie Käse entsteht, sondern ihn natürlich auch gleich kosten. Noch heute wird der Emmentaler traditionell in Dorfkäsereien hergestellt, mit den gleichen Zutaten wie vor hunderten von Jahren. Auch die Lagerung ist vorgegeben: er muss mindestens 4 Monate, kann aber bis zu 18 und mehr Monaten liegen bleiben. Dabei gilt: Je länger die Lagerung, desto würziger und exklusiver.
Trub und Trubschachen
Trub ist kein Freiluftmuseum, auch wenn das schönste Dorf der Schweiz 2019 immer noch so aussieht wie zu Gotthelfs Zeiten. Trub im Emmental sieht nicht nur aus wie eine Filmkulisse, sondern war es auch schon mehrfach. Hier wurden bereits viele Szenen für Schweizer Filme gedreht: von Franz Schnyders «Ueli»-Filmen über «Die Herbstzeitlosen» bis zu «Der Verdingbub». Immer wieder fahren Fan-Busse ins Dörfchen im Oberemmental und besuchen die Original-Location ihrer Lieblingsfilme. Eine geführte Tour durchs Dorf erklärt die lange Geschichte, die vom Kloster aus dem 12. Jahrhunderts bis zum vor ein paar Jahren eingeweihten «Familienplatz» geht. Die Gemeinde Trub verfügt über ein ausgedehntes Wandergebiet mit insgesamt 74 km markierten Wanderwegen und 80 Ruhebänken, um die Aussicht zu geniessen. Nach der Wanderung hast du dir einen Besuch in der Kambly Guetzli-Fabrik in Trubschachen verdient.
Entlebuch
Im schönsten Buch der Schweiz, dem Entlebuch, gibt es einen Schatz zu entdecken, der so schön ist, dass Worte ihn nicht beschreiben können. Unberührte Moorlandschaften, idyllische Alpweiden, kristallklare Bergbäche und bizarre Karst-Felsformationen: Das ist das UNESCO-Biosphärenreservat. Das Moorgebiet Laubersmad-Salwideli steht sogar auf der Liste der bedeutendsten Feuchtgebiete der Welt. Die wildromantische Schönheit ist vor allem aber Lebensraum einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, die international von Bedeutung ist. Insgesamt ist mehr als die Hälfte der gesamten Fläche des UNESCO-Biosphärenreservat unter Schutz gestellt. Es geht hier aber auch um die Pflege des kulturellen Lebens. So sollen lebenswerte Dorfkerne erhalten werden und sich eine nachhaltige Baukultur etablieren. Die Biosphäre Entlebuch ist ein Ort, in dem sich sowohl der Mensch als auch das Tier wohlfühlen.
Willisau
Jazz Legende Keith Jarrett bezeichnete Willisau einmal als einer der besten Musikorte der Welt. Über tausend Jazz-Konzerte gab es zwischen 1975 und 2016. Zu verdanken ist dies Niklaus Troxler, eigentlich ein ausgezeichneter Grafiker. So hängen seine Werke unter anderem im Museum of Modern Art in New York und Japan. Troxlers andere Leidenschaft war das Jazzfestival in Willisau, das er fünfzig Jahre lang organisierte und die hübsche Altstadt zum Mekka der Jazzmusik machte.
Willisau ist auch bekannt für die herrlich steinharten Willisauer Ringli als kulinarisches Souvenir. Daran zerbrechen nicht nur unzählige Milchzähne, auch Erwachsene bissen sich an den Willisauer Ringli schon ihre Plomben aus. Die bretterharte, betonartige Konsistenz der traditionellen Willisauer Spezialität ist einzigartig. Dabei ist der richtige Verzehr des Honig- und Zitronegebäcks eigentlich so zart wie der Kuss eines Schmetterlings. Das Ringli einfach in 3 bis 4 Stücke brechen und dann ohne zu beissen (!) auf der Zunge zergehen lassen – dort schmilzt es förmlich dahin und entfaltet so den ganzen Geschmack.
Schloss Hallwyl, Hallwilersee
Das Schloss Hallwyl ist eines der wohl schönsten Wasserschlösser der Schweiz. Die idyllische Schlossanlage erstreckt sich über drei Inseln im Naturschutzgebiet unweit des Hallwilersees. Eine Wanderung führt auf dem 22 Kilometer langen Seeuferweg rund um den See. Während der Sommermonate verkehren fünf Schiffe. Der Hallwilersee ist aber auch perfekt zum Kanufahren. Zum Beispiel zum kleinen Delta, an einen der lauschigen Grill- und Badeplätze.
Luzern
Natürlich ist Luzern auch Kapellbrücke, Löwendenkmal, Verkehrshaus, Touristen und Alpenkitsch. Das kann sich Luzern aus zwei Gründen leisten. Erstens, weil die Aussicht tatsächlich kitschig schön ist und zweitens, weil Luzern auch ein kultureller Hotspot ist. Damit ist nicht bloss das KKL mit der einzigartigen Akustik gemeint, wo immer wieder spektakuläre Konzerte stattfinden, sondern vor allem Luzerns Subkultur, die sich im Kleinen mit jeder Grossstadt messen kann. So gibt es eine Hand voll alternativer Bars, Kneipen und Clubs, in denen es richtig gute Bands zu entdecken gibt.
Bürgenstock
Nächster Halt: Bürgenstock. Selbst unter den Grand-Hotels der Schweiz spielt das Bürgenstock-Resort in einer anderen Liga. Das liegt zum einen an der einzigartigen Lage und der Aussicht, die sprachlos macht. 1873 eröffnete das erste Grand-Hotel auf dem Bürgenstock. Über die Jahre entstanden nicht nur zahlreiche Nebengebäude und weitere Hotels, sondern auch ein eigenes Elektrizitäts-Kraftwerk. 1888 wurde hier die erste elektrifizierte Standseilbahn der Welt gebaut. Schon ein paar Jahre später die nächste Sensation: Zwischen 1897 und 1902 liessen die Hotelpioniere Bucher-Durrer in der steil abfallenden Nordflanke des Bürgenstocks einen spektakulären Weg in den Felsen schlagen. Am Ende des Felsenwegs entstand eine weitere Attraktion: der 153 Meter hohe Hammetschwand-Lift. Der Felsen-Lift, der in den 1930er-Jahren der schnellste Personenlift Europas war, ist heute noch genauso atemberaubend wie damals, als er gebaut wurde. Obwohl: 1905 war es noch mehr oder weniger eine offene Blechbüchse und die Fahrt dauerte je nach Stromspannung rund drei Minuten.
Sisikon, Rütli
Die Axenstrasse gehört zu den schönsten Strassen der Schweiz, die hoch über den Ufern des Urnersees entlang führt. Gegenüber von Sisikon befindet sich die wohl berühmteste Wiese der Schweiz: das Rütli. Kein Denkmal, nur ein Restaurant, Kühe und eine Feuerstelle gibt’s da, wo 1291 das «Ewige Bündnis» der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden geschlossen wurde. Auf dem Rütli startet auch die rund neun Kilometer lange Wanderung nach Bauen. Die Aussicht ist buchstäblich majestätisch. Vom Schillerbalkon auf der Marienhöhe sieht man nämlich dasselbe, was das Parlament im Nationalratssaal des Bundeshauses sieht. Der Genfer Maler Charles Giron malte aus dieser Perspektive das bekannte Wandbild.
Haus Bethlehem, Schwyz
735 Jahre alt ist das älteste Wohnhaus Europas und steht in Schwyz. Das Haus Bethlehem wurde 1287, also vier Jahre vor der Gründung der Eidgenossenschaft, gebaut. Wer die Erbauer genau waren, weiss man heute nicht mehr – aber sie waren wahrscheinlich ziemlich reich. Das Haus hat zahlreiche Widrigkeiten wie eine verheerende Feuersbrunst im 17. Jahrhundert sowie zahlreiche Rangeleien über die Verwendung des Hauses überlebt. Bis vor zwanzig Jahren gab es mit dem Haus Nideröst unweit vom Haus Bethlehem ein 111 Jahre älteres Haus, das aber 2001 abgebaut und 2014 an einem anderen Standort wieder aufgebaut wurde.
Kloster Einsiedeln
Jedes Jahr pilgern rund 800 000 Menschen ins Kloster Einsiedeln, das im 10. Jahrhundert gegründet wurde. Anziehungspunkt ist vor allem die Schwarze Madonna, eine 117 Zentimeter hohe Marienfigur aus dem 15. Jahrhundert, die von Gläubigen angebetet wird. Die Schwarze Madonna besitzt heute 27 Kleider, dazu verschiedene Kronen und zahlreiche Schmuckstücke.
Zentrales Bauwerk des Klosters ist die doppeltürmige Stiftskirche, die 1735 gebaut wurde und heute als die bedeutendste Barockkirche der Schweiz gilt. Auch der Klosterplatz ist beeindruckend. Seine Grösse dient nicht nur dazu, Platz für die Pilgerströme zu bieten oder eine Bühne für das Welttheater zu haben, sondern auch vor dem Übergreifen von Dorfbränden zu schützen.
Zum Kloster gehören heute auch viele andere Bereiche wie Stallungen, Gutsbetriebe, Gärtnereien, aber auch Bildungsstätten und andere Betriebe.
Rapperswil
Eine Burg, zwei Inseln und tausend Rosen: Rapperswil könnte aus einem Märchen stammen. In Rapperswil erzählt jeder Meter eine historische Geschichte, aus der Dutzende weitere entstehen. Die Geschichte von Rapperswil dürfte über 5000 Jahre alt sein, wie Funde aus dieser Zeit belegen. Das Wahrzeichen von Rapperswil ist die Schlossanlage auf dem Herrenberg. Erbaut wurde sie vor rund 800 Jahren von Vogt Rudolf von Rapperswil, der von hier die Handelsrouten nach Graubünden, die Pilgerströme nach Einsiedeln sowie die See-Enge kontrollieren wollte. Die Geschichte Rapperswils ist auch eng verbunden mit dem Jakobsweg, der über den Seedamm nach Pfäffikon und von dort über den Etzel nach Einsiedeln führt. Der Seedamm ist für Rapperswil ein zentrales Bauwerk, seit 1358, als der erste Steg entstand. Viele Male wurde er zerstört und wieder neu gebaut – entsprechend der Baukünste jener Zeit. Im Jahr 2000 wurde der Jakobsweg auf der Originalroute nachgebaut und ist auch für Tagestouristen ein beliebter Ausflugspunkt. Von hier geniesst man eine herrliche Aussicht auf die Schwyzer Alpen und den Alpstein, den Obersee, aber auch das Technikum und den Kinderzoo.
Dem See entlang führt der Weg zurück zum Ausgangspunkt in Zürich. Alle Etappen und ihre Höhepunkte kannst du hier nachlesen:
Etappe 1: Zürich – Appenzell
Etappe 2: Appenzell – St. Moritz
Etappe 3: St. Moritz – Lugano
Etappe 4: Lugano – Zermatt
Etappe 5: Zermatt – Lausanne
Etappe 6: Lausanne – Neuenburg
Etappe 7: Neuenburg – Bern
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