Was haben ein Ziegenbock aus Stroh, ein launischer Wichtel und eine heilige Sizilianerin mit Weihnachten zu tun, mögen sich Schweizerinnen und Schweizer fragen, wenn sie erstmals vom mystischen schwedischen Weihnachtszauber hören. Wir klären auf.
Der Julbock
Ob als kleine Strohfigur am Christbaum oder als Mega-Edition in Gävle: Man sieht den Julbock dieser Tage überall in ganz Schweden und in allen Grössen. Bis heute gehört der Ziegenbock aus Stroh einfach zur weihnachtlichen Dekoration.
Seinen Ursprung hat der Julbock in der nordischen Mythologie. Der Legende nach drang der Julbock jeweils an Heiligabend in die Häuser ein und liess sich in der Nähe des Ofens nieder. Der ungebetene Gast erwartete zudem, dass man ihm Opfer brachte und dass er am weihnachtlichen Essen teilnehmen durfte. Trotz seiner unheimlichen Erscheinung war er aber stets willkommen. Der Grund: Der Julbock galt als Glücks- und Fruchtbarkeitssymbol. Daher wird er bis heute aus Getreide-Stroh hergestellt. Noch immer soll es Glück bringen, wenn man an Weihnachten einen Julbock aus Stroh unter den Tisch stellt und ihn so symbolisch am Julbord (Weihnachtstafel) teilnehmen lässt.
Jultomte
In der schwedischen Vorweihnachtszeit begegnet man ihm wieder: dem Tomte. Beim Wichtel handelt es sich der Legende nach um den guten Geist des Hauses, der über Hof, Tiere und Bewohner*innen wacht. Je nach Laune bringt der Wichtel Glück oder Pech über Haus und Hof, heisst es. Umso wichtiger sei es, sich mit dem Tomte gut zu stellen. Da der Wichtel Milchreis und Hafergrütze sehr mag, muss man dem Tomte zu Weihnachten ein Tellerchen seiner Leibspeise vor sein Zuhause stellen. Deshalb findet man an Weihnachten vor schwedischen Häusern vielerorts ein Tellerchen voll Grütze mit einem Holzlöffel (Metallbesteck mögen Wichtel nicht). Wer seinem Hauswichtel kein volles Tellerchen hinstellt, der sollte sich dem Aberglauben zufolge nicht darüber wundern, wenn er schon bald seine Autoschlüssel nicht mehr findet. Und das ist nur einer von vielen kleinen Racheakten des enttäuschten Wichtels.
Die heilige Lucia
Wenn am 13. Dezember in Schweden illuminierte Prozessionszüge mit Kindern zu sehen sind, ist dies zu Ehren der heiligen Lucia. Ihr Name bedeutet übersetzt «die Leuchtende». Der Legende nach lebte sie im dritten Jahrhundert auf Sizilien, zu einer Zeit, in der Christen verfolgt wurden. Ihren Glaubensgenossen brachte Lucia jeweils in der Nacht Brot in die Verstecke. Um in der Dunkelheit den Weg zu finden und trotzdem beide Hände frei zum Tragen der Speisen zu haben, setzte sie sich einen Lichterkranz auf den Kopf. Der Brauch wird bis heute in Schweden gefeiert – wie übrigens auch in Sizilien.
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