Ob Säulirennen in Graubünden, wilde Mannen im Appenzellerland oder Feuerdreschen im Aargau: Der Jahreswechsel wird in der Schweiz auf vielfältige Weise gefeiert. Während es bei den einen Bräuchen um die Vertreibung böser Geister geht, versprechen andere Glück im neuen Jahr.
Achetringele in Laupen, BE
Punkt acht Uhr abends setzt sich vom Schloss Laupen ein gar schauriger Umzug Richtung Stadtgassen in Gang; angeführt von mit Holzmasken und Fellen verkleideten Buben. Auf den Schultern tragen sie langstielige Wacholderbesen. Verfolgt werden sie von weiss-gewandeten «Glöggelern», die mit ihren Glocken Lärm machen. Auf dem Bärenplatz und dem Läubliplatz bilden die Besenmannen dann einen grossen Kreis. Nachdem der Anführer den Silvesterspruch gesagt hat, schwenken die Umzügler ihre Besen über den Köpfen der Zuschauer. Noch seltsamer wird der Brauch nach dem Umzug, bei dem die Besen- und «Blateremannen» die Laupener Mädchen verfolgen und mit aufgeblasenen Rinderblasen auf sie einschlagen, was brutaler tönt, als es ist.
Brunnensingen in Rheinfelden, AG
Der Ursprung des Brunnensingens in Rheinfelden geht auf eine schreckliche Zeit zurück. Als im Jahr 1541 die Pest wütete, versuchten die verzweifelten Rheinfelder mit Weihnachtsliedern, die tödliche Krankheit aus der Stadt zu vertreiben. Daraus entstand die Sebastiani-Bruderschaft, eine Gruppe von zwölf Männern, die sich nach dem heiligen Sebastian, dem Schutzpatron der Pestkranken, benannten. Noch immer ziehen jedes Jahr an Silvester zwölf dunkel gekleidete Gestalten durch das alte Städtchen und machen an den Brunnen Halt, um das Weihnachtslied «Die Nacht, die ist so freudenreich» anzustimmen. Im Anschluss an den traditionellen Umzug findet das Silvester-Orgelkonzert statt.
Silväschter-Trösche und Silväschter-Füür, Hallwil, AG
Jeden Silvesterabend treffen sich die Hallwiler auf dem Bruderhübel, wo das traditionelle Silvesterfeuer in Brand gesetzt wird. Zehn Männer dreschen dann mit Dreschflegeln aufs Feuer und damit symbolisch auf das alte Jahr ein – entweder zu zweit, zu viert oder zu acht, aber immer im Takt. Die Dorfbewohner wärmen sich dabei am Höhenfeuer, geniessen Punsch, essen Mehlsuppe und wünschen sich gegenseitig «Es guets Nöis».
Hotschrennen in Klosters, GR
Eigentlich ist das Hotschrennen kein Silvesterbrauch, sondern vielmehr ein Neujahrsbrauch. Beim traditionellen Ferkelrennen in Klosters treten zehn Glückssäuli gegeneinander an. Wer am schnellsten rennt und als Erster beim Futtertrog ist, gewinnt. Natürlich kann man auf seine Favoriten setzen. Wer weiss: Vielleicht bringt das auserwählte Säuli ja bereits am 1. Januar Glück. Los geht es um 15 Uhr.
Silvesterchlausen im Appenzellerland
Wenn die «Schöne Wiiber» und die «Wüeschte Mannevölcher» im «Schuppel» «zauernd» von Haus zu Haus ziehen, feiert das Appenzellerland Silvester. Und das gleich zwei Mal. Im Appenzellerland wird nämlich nach dem gregorianischen Kalender am 31. Dezember und nach dem julianischen Kalender am 13. Januar gefeiert. An diesen Daten ziehen Silvesterkläuse in Gruppen jodelnd und Schellen schwingend durch die Gassen und Strassen und über die Felder zu den Bauernhöfen, um die bösen Geister zu vertreiben. Die Silvesterkläuse sind dabei äusserst aufwendig kostümiert. Man unterscheidet zwischen «schöne Chläus», «wüeschti Chläus» und «Naturchläus». Die Schönen tragen kunstvoll verzierte Kopfbedeckungen mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben, die in liebevoller Handarbeit angefertigt werden. Die Wüsten und Naturchläuse bestechen durch kunstvolle, wild geschmückte Hüte, Hauben und Masken.
Titelbild: © Appenzellerland Tourismus AR / René Niederer