Schweden ist im Winter nicht nur Langlauf, sondern auch Sparkstötting. Der schwedische Tretschlitten ist erstens praktisch und verspricht zweitens auch eine Menge Spass.
Wenn die Strassen zu verschneit sind zum Fahrradfahren, nehmen die Schweden einfach den Tretschlitten – auf schwedisch Sparkstötting. Beim Sparkstötting können zwei Personen transportiert werden. Eine Person sitzt dabei bequem auf dem Stuhl, an dessen Lehnen zwei Griffe angebracht sind. Dort hält sich die zweite Person fest, die den Schlitten anschiebt. Wenn der Schlitten genügend Fahrt hat, stellt sich der Anschieber einfach auf die Kufen.
Vom Trend zum Volkstransporter
Erstmals erwähnt wurde Sparkstötting in einer schwedischen Zeitung im Jahr 1872. Sie beschrieb den Tretschlitten als eine Weiterentwicklung des alten Schlittenmodells mit Stangen und vier Eckstangen, der Drögen genannt wurde. Der Drögen war sehr beliebt bei der Landbevölkerung, die damit Holz und andere Waren transportierten.
In den 1880er-Jahren entstand ein regelrechter Sparkstötting-Boom, insbesondere bei den wohlhabenden Stadtbürgern, die den Tretschlitten weniger zum Transportieren, sondern mehr als Sportgerät nutzten. So entstand 1888 der erste Sparkstötting-Club in Stockholm. Es folgten weitere Clubs im ganzen Land, nachdem die Sportart in einem bekannten schwedischen Sportbuch erwähnt wurde. 1889 fanden die ersten Wettkämpfe statt.
Bereits zehn Jahre später kamen modifizierte Modelle auf den Markt – zum Beispiel als leichter, zusammenklappbarer Sparkstötting für militärische Zwecke, mit Segeln für die Schären oder mit Motor und Rädern für die vom Schnee befreite Strasse.
Sparkstötting-Boom
Der Höhepunkt des Booms war zwischen 1920 und 1955. In dieser Zeit gab es in Schweden über dreissig Hersteller von Tretschlitten, die rund 200 000 Stück pro Jahr produzierten.
Mit dem Aufkommen des Automobils und gesalzener Strassen liess die Nachfrage nach dem Zweiten Weltkrieg stark nach. Heute werden noch rund 10 000 Stück jährlich verkauft. Besonders beliebt sind die Tretschlitten bei Hobbyfischern, die damit auf die gefrorenen Seen hinausfahren und sich so beim Eisfischen hinsetzen können.
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