Vier Schweizer Kollegen wagten im Februar ein unvergessliches Abenteuer: In einem ausgemusterten Polizei Volvo V70 fuhren sie zum Nordkap und wieder zurück. Sie nahmen als «The Guardians of the Moustaches» an der «Baltic Sea Circle» Winter-Rallye teil. Hier der Reisebericht, Teil 2.
17. Februar, Schweiz – Hamburg
«Am Freitag Morgen fuhren wir in der Schweiz los, um am Abend in Hamburg einzutreffen, wo ein Willkommens-Event für alle Teilnehmenden stattfand. Bereits auf der Hinfahrt war die Stimmung sehr gut und es fühlte sich ein wenig so an wie früher auf der Schulreise. In Hamburg angekommen, gesellten wir uns mit den anderen rund 120 Teams zur Akkreditierung.»
18. Februar, Hamburg – Ryd
«Auf dem Parkplatz des Fischmarkt-Geländes, direkt an der Elbe, trafen sich alle Teilnehmenden mit ihren Autos zum Start der Rallye und bekamen das Roadbook ausgehändigt, das zuvor noch niemand gesehen hatte. Im Roadbook steht nicht nur grob die Route drin, sondern auch der Rallye-Codex, der unter anderem die Verwendung von GPS sowie auch die Benutzung von Autobahnen untersagt. Gar nicht so einfach, ohne beides aus einer Stadt wie Hamburg herauszukommen. Irgendwie fanden wir trotzdem den Weg zur Fähre von Fehmarn nach Rødbyhavn.
Die ersten Tagesaufgaben waren, mit einer offenen Konserve Surströmming (Stinkfisch) 200 Kilometer weit zu fahren, einen Beifahrer-Tausch zu machen und das Fahrzeug auf Legosteine zu stellen. Eine andere Challenge über die gesamte Rallye-Dauer ist das Tauschen eines Gegenstandes, der mindestens 100 Gramm schwerer sein sollte als der letzte Tausch – angefangen mit einer Büroklammer. Wir tauschten die Büroklammer auf der Fähre zwischen Deutschland und Dänemark gegen eine Capri Sonne inklusive Haarband. Auf einem Parkplatz kurz vor der Öresundbrücke gelang es uns, die Capri Sonne gegen ein Glas Mango Chutney zu tauschen.
Von Malmö in Schweden ging es nach Ales Stenar, wo die erste Tages-Challenge auf uns wartete. Der Ort besteht aus einer Reihe von Findlingen, die an den Grundriss eines Bootes erinnern. Dort mussten wir ein Wikinger-Ritual durchführen. Dazu benötigten wir einen Stein aus Dänemark, Wasser aus der Ostsee, Metall aus Schweden, einen Ast sowie Schnur. Zu unserer eigenen Überraschung kriegten wir alle Utensilien zusammen und kamen kurz nach Sonnenuntergang in Ales Stenar an. Dort mussten wir uns die Gegenstände um den Kopf binden und einmal um die 70 Meter lange Steinformation herumlaufen. Dies sollte die Wikinger-Götter besänftigen und uns Glück für die Reise bringen.»
19. Februar, Ryd – Hamra
«Der Plan, möglichst viele Kilometer bei Tageslicht zurückzulegen, scheiterte bereits am ersten Tag, da wir keine Frühaufsteher sind. Bei gutem Wetter und eisfreien Strassen kamen wir zügig voran. Bis wir merkten, dass wir in die falsche Richtung fuhren und den ganzen Weg wieder zurück mussten. Wir nahmen das Ganze aber mit Humor.»
20. Februar, Hamra – Vilhelmina
«Die Strassen wurden ab Stockholm immer eisiger, der Schnee am Strassenrand immer höher. Der 4×4-Antrieb unseres Volvo V70 leistete aber tadellose Arbeit. Wir brachten ihn trotz schneebedeckten und vereisten Verhältnissen nicht aus der Ruhe. Bis wir es wirklich wissen wollten und das ESP ausschalteten: Die Drift Session zauberte uns allen ein spitzbübisches Lächeln aufs Gesicht.»
21. Februar, Vilhelmina – Bodo
«Je weiter wir Richtung Norden fuhren, desto schöner und abwechslungsreicher wurde die Landschaft. Von schneebedeckten Wäldern und gefrorenen Seen über karge Hochebenen zwischen Schweden und Norwegen bis hin zu fast schneefreien Fjorden, es sah überall aus wie in einem skandinavischen Reisekatalog. Als wir dachten, dass die Landschaft kaum noch schöner werden könnte, wurden wir auf den Lofoten eines Besseren belehrt. Die etwa 200 Kilometer nördlich des Polarkreises gelegene Inselgruppe war eine der Stationen, auf die wir uns am meisten freuten. Wir wurden nicht enttäuscht: Es hat uns aus den Socken gehauen. Das Mango Chutney konnten wir übrigens mit der Besitzerin unserer Unterkunft gegen ein schwedisches Survival-Buch tauschen.»
22. Februar, Moskenes – Offersoy
«Früh am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, kamen wir mit der Fähre aus Bodø auf den Lofoten an. Wir entschieden uns, ans südliche Ende der Insel zu fahren, in ein Dorf mit dem Namen Å. Wir rätselten lange, wie man diesen wohl kürzesten Dorfnamen ever richtig ausspricht. A, Ä, Ö, Ah?
Je weiter nördlich wir fuhren, umso länger dauerte die Dämmerung – der Horizont schimmerte in den schönsten Rot-, Lila-, Orange- und Blautönen. Die Szenerie mit den steil aus dem Meer ragenden, mit Schnee bedeckten Bergen, den verwunschenen Strassen und Brücken und den malerischen roten Häuschen am Meer war fast zu schön, um wahr zu sein. Als die Sonne dann doch noch aufging und alles mit einem goldenen Schleier überzog, konnten wir unseren Augen nicht mehr trauen.»
Wie es weitergeht, erfährst du im letzten Teil des Reiseberichts. Den ersten Teil gibt es hier.