Wie kommt es, dass eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts im Kanton Appenzell einen eigenen Spazierweg hat? Der Grund: Sophie Taeuber-Arp wuchs in Trogen auf, bevor sie die Kunstwelt revolutionierte und vor 80 Jahren tragisch ums Leben kam.
Auch wer noch nie mit den Werken von Sophie Taeuber-Arp in Berührung kam, so ist sie dennoch allen Schweizerinnen und Schweizern bestens bekannt. Ihr Konterfei prägte die 50-Franken-Note der achten Serie, die zwischen 1995 und 2016 im Umlauf war. Zu dieser Ehre kam Sophie Taeuber-Arp, weil sie die Kunstwelt auf den Kopf stellte. Die ausgebildete Kunsthandwerkerin und Tänzerin kam 1914 von Trogen nach Zürich, als sich gerade eine sehr spannende Kunstszene formierte, die als Dadaismus-Bewegung weltbekannt werden sollte.

Pionierin der abstrakten Kunst
Sophie Taeuber-Arp war mittendrin: Sie tanzte auf dem Monte Verità und malte als erste Person abstrakte Kunst. Sie gilt als Pionierin der Konstruktiven und Konkreten Kunst und als Initiatorin deren Bewegung in Zürich. Mit Hans Arp, den sie 1922 heiratete, fand Sophie Taeuber das perfekte Pendant. Unabhängig voneinander, aber auch gemeinsam, erschufen sie grossartige Kunstwerke.



Flucht aus Frankreich
Das sah die Gesellschaft damals anders, insbesondere die Nationalsozialisten, die Hans Arps Kunst als entartet gebrandmarkten und das Künstlerpaar zu politisch Verfolgten machten. Die Okkupation Frankreichs durch die Nazis vertrieb das Künstlerpaar aus Paris – sie flüchteten nach Südfrankreich, wo sie trotz ihres internationalen Erfolgs an Hunger litten. Ende 1942 endete die Flucht in Zürich im Haus von Künstlerfreund Max Bill. Am 13. Januar starb Sophie Taeuber-Arp an einer Kohlenmonoxidvergiftung wegen eines defekten Ofens.
Erinnerung in Trogen
Zum 80. Todestag von Sophie Taeuber-Arp gibt es in Trogen nun einen Spazierweg, der an das Leben und Schaffen der einzigartigen Künstlerin erinnert. An 14 Standorten zeigen QR-Codes unter anderem private Fotos aus den Alben von Sophie Taeubers Mutter. Der Weg führt vom Bahnhof Trogen (913 m) via Hinterdorf und Landsgemeindeplatz zu den beiden Häusern an der Altstätterstrasse, in denen Sophie Taeuber aufwuchs. Weiter geht es über die Schurtanne (940 m) zum Astwald (992 m) und zur Grossen Säge (930 m). Via Lindenbüel (930 m) und Neuschwendi (920 m) führt der Weg ins Bleichitobel zum Bruederbach (830 m) und das Stuchenwäldli hoch zum Landsgemeindeplatz (903 m).
Für die rund eineinhalb bis zwei Stunden lange Tour solltest du gutes Schuhwerk mitbringen. Schliesslich handelt es sich um einen Natur-Wanderweg und kein Museum.
Eigentlich ist der Spazierweg zum individuellen Entdecken gedacht. Aber am 6. Juni findet eine geführte Wanderung statt: Treffpunkt 13.30 Uhr Bahnhof Trogen.



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