Eine intakte Altstadt mit reicher Geschichte inmitten prächtiger Voralpen-Landschaft. Nicht nur deshalb erhielt das Toggenburger Städtchen den Wakkerpreis 2023 vom Schweizer Heimatschutz.

Einst war Lichtensteig ein wichtiges Handels- und Regierungszentrum im Toggenburg. Das um 1200 auf einem Felssporn oberhalb der Thur begründete Städtchen wurde im Mittelalter zum Sitz der Landvögte und der Äbte. Mitte des 18. Jahrhunderts nahm die Textilverarbeitung an wirtschaftlicher Bedeutung zu und erreichte im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt. So wurde 1863 in Lichtensteig mit der Bank Toggenburg der Grundstein für die spätere UBS gelegt. Mit dem Anschluss an die Eisenbahn nach Wil im Jahr 1870 und 1910 an die Bodensee-Toggenburg Bahn, entwickelte sich Lichtensteig auch zum Verkehrsknotenpunkt – dem Tor zum Toggenburg.
Reiche Geschichte
Die reiche Geschichte macht die denkmalgeschützte Altstadt einzigartig. Im Toggenburger Museum, das 1895 gegründet wurde, wird sie von vielen Original-Exponaten erzählt. Das Museum liegt mitten in der Altstadt, wo einzelne Wohn- und Geschäftsgebäude bis in das 13. Jahrhundert zurückgehen und über die Jahrhunderte zu einem Ganzen zusammengewachsen sind. Unter den Lauben befinden sich kleine Geschäfte und Gastrobetriebe, in den Stockwerken darüber Wohnungen. So pittoresk und lebendig das Städtchen scheint, so hatte es in den letzten Jahren mit einem bedrohlichen Leerstand an Wohnungen und Gewerberäumen zu kämpfen. Seit den 1970er-Jahren verlor Lichtensteig nicht nur stetig Einwohner, sondern auch Industrie und Gewerbe.

Perspektiven für ungenutzte Räume
Mit dem Projekt «Mini.Stadt 2025» entwickeln die Lichtensteigerinnen und Lichtensteiger selbst neue, innovative Perspektiven zur Belebung der ungenutzten Räume. Die Strategie trägt Früchte: «Es gelingt Lichtensteig, neue Menschen anzuziehen und Eingesessene zu halten, Kultur zu ermöglichen und damit den Charakter eines urbanen Zentrums in einer ländlichen Region wieder zu stärken», schreibt der Heimatschutz über die Vergabe des Wakkerpreises 2023. So wurde beispielsweise aus dem alten Feuerwehrdepot ein Kleiderladen und aus einem leerstehenden Industrieareal ein gemischt genutzter, kultureller Ort mit Ateliers und Gewerbe.


Prominenter Exportschlager
Lichtensteig hat also nicht nur günstigen Wohnraum in einer bezaubernden Umgebung zu bieten, sondern auch Platz für Ideen, wo inspirierte Macherinnen und Macher willkommen sind. Und während man darüber nachdenkt, was man hier alles machen könnte, geniesst man am besten ein Kägi fret, das prominenteste Lichtensteiger-Produkt. Sogar Marilyn Monroe soll ein Fan der «Swiss-frets» gewesen sein. Die Gebrüder Kägi, welche die mit Schokoladen überzogenen Waffeln seit den 1940er-Jahren produzieren, exportieren ihren Verkaufsschlager sehr erfolgreich. 2022 wurden Kägi frets in über 30 Ländern verkauft.

Wanderparadies
Lichtensteig ist auch ein toller Ausgangspunkt für Wanderungen. Sei es über den Wasserfluh-Pass ins Neckertal oder ins Appenzellerland. Oder ins Toggenburg zu den faszinierenden Churfirsten. Oder der Thur entlang, wo dich nicht nur lauschige Grill- und Badeplätze erwarten, sondern auch kleine Wasserfälle.
Lichtensteig ist also nicht nur eine gute Ausflugsidee, sondern auch ein echter Geheimtipp für alle, die zu günstigen Preisen in einer echten Altstadt wohnen wollen. Wo sonst ist das in der Schweiz noch möglich?!
Bilder: zur Verfügung gestellt, © Gemeinde Lichtensteig und Christian Beutler/Keystone/Schweizer Heimatschutz